Depression – Wenn die Seele Trauer trägt

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Ein Betroffener berichtet in Leben ohne Limit

Es gehört meiner Meinung nach viel Mut und Kraft dazu so offen über die eigenen Depressionen zu berichten wie diese Person. Deshalb ein Herzliches Dankeschön für diese Offenbarung der Seele

Solange mein Leben in überschaubaren Bahnen verläuft, fühle ich mich gut. Es gibt Höhen und Tiefen, doch diese habe ich im Griff. Ich vertraue meinen Fähigkeiten und meinem Körper. Gesundheit gehört für mich zur Normalität. Doch das Leben hat seine eigenen Pläne. Die persönliche Reife zeigt sich gerade in stürmischen Zeiten. Wie fühle ich mich, wenn die Kontrolle verloren geht, die gewohnten Verhaltensweisen nicht mehr helfen?

Mehr als ein Stimmungstief

Plötzlich spielt die Seele nicht mehr mit. Mein Körper fühlt sich leer. Stell dich nicht so an, sage ich mir. Halte durch, du lässt dich nicht unterkriegen. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Doch das kostet zusätzliche Kraft. Die Dunkelheit kommt immer häufiger. Mein Blick wird leer. Mein Körper immer schwerer. Ich kann es nicht mehr verbergen. Der Abgrund zieht mich in seinen Bann.

Am Boden zu sein, hat auch etwas Beruhigendes. Tiefer kann ich nicht mehr fallen. Das Schauspiel hat ein Ende. Ich brauche mir nichts mehr vorzumachen. Es fällt mir schwer, mich schwach zu sehen. Plötzlich bin ich nicht mehr derjenige, der für andere da ist. Ich muss um Hilfe bitten. Verletzlich zu sein, ist ungewohnt für mich.

Was wollen mir meine Gefühle sagen?

Noch schlimmer finde ich, die Dunkelheit anzunehmen. Meiner Angst in die Augen zu schauen. Ich erkenne Dinge, die ich lange nicht sehen wollte. Mein Geist hat alle Eindrücke und Gefühle gespeichert. Manchmal halte ich den innerlichen Druck nicht mehr aus. Wenn der Tag auch zur Nacht wird, liege ich erschöpft auf dem Boden. Hoffentlich sieht mich niemand. Ich konzentriere mich auf meinen Atem.

Die Geschwindigkeit weicht aus meinem Leben. Dringende Aufgaben müssen warten. Ich werde immer langsamer. Meine Ziele von gestern haben keine Kraft mehr. Um mich herum Reichtum, in mir dieser Abgrund. Wie kann das sein? Darf ich das überhaupt?

Erfahrung ist Weisheit

Scham ist oftmals die Begleiterin von Schwäche, denn auf dem Boden liegend, ist es schwer, die Würde zu bewahren. Plötzlich ahne ich, wie es anderen in solchen Momenten ergehen muss. Sie wünschen sich Verständnis, keine Ratschläge. Lange Zeit habe ich mir nur die schönen Gefühle angesehen. Ich will doch gut gelaunt durch das Leben schreiten. Was soll ich mit Traurigkeit und Angst? Dabei habe ich mich und meine Gefühle verleugnet.

Ich hatte aufgehört, zu fühlen, zu spüren, was meine Gefühle mir sagen möchten. Irgendwann wurde der Druck so stark, dass ich ihn nicht mehr ignorieren konnte. Und ich war erstaunt, wie groß der Emotionsspeicher meines Unterbewusstseins zu sein scheint. Mir dämmerte mehr und mehr, dass ich nicht vor mir weglaufen kann.

Gefühle sind meine Lehrmeister

Irgendwann müssen wir uns stellen. Die Frage scheint nur wann. Meine Gefühle können mich nur beherrschen, solange ich sie nicht wahrhaben will. Sie sind ein Weg, mich weiter kennen zu lernen.
Gefühle zeigen mir auf, wie gut ich mit Situationen umgehen kann. Emotionen sind ein Gradmesser meiner Entwicklung.

Lernen, sich wieder zu spüren

Eine Depression kann ein Neuanfang sein. Indem ich lerne, mich wieder besser zu spüren, kann ich meinem Leben eine andere Richtung geben. Vielleicht ist wieder mehr Bescheidenheit angesagt. Vielleicht darf ich innehalten und mich fragen, was wirklich zählt.

Solange ich nicht die volle Verantwortung für mich übernehme, werde ich weiter durch die Welt irren, in der Hoffnung irgendwo mein Glück zu finden. Doch wo soll ich suchen, wenn nicht in mir? Das Ausweichen und Vermeiden von unangenehmen Gefühlen verkleinert den eigenen Handlungsspielraum zunehmend. Weglaufen kann keine dauerhafte Lösung sein.

Licht am Ende der Dunkelheit

Irgendwann kann der Punkt kommen, an dem man alleine nicht mehr weiter kommt. Mit anderen Worten: Ich brauche Hilfe. Das sich einzugestehen, ist manchmal nicht leicht. Doch warum den schweren Weg alleine gehen?

Wenn Sie sich in einer ähnlichen Situation befinden, lege ich Ihnen folgende Dinge ans Herz. Für mich waren es wichtige Schritte aus der Dunkelheit.

Finden Sie nach Möglichkeit Gleichgesinnte. Hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, verstanden und gesehen zu werden. Hier brauchen Sie keine Rolle zu spielen. Wenn es einem nicht gut geht, ist Rückzug eine beliebte Option. Für eine zeitlang mag das hilfreich sein. Doch dauerhafte Isolation verstärkt eher das Problem.

Holen Sie sich nach Möglichkeit professionelle Hilfe bei einem Arzt und/oder Therapeuten. Diese sind in der Regel erfahren und bieten gezielt Hilfe an. Sie haben einen guten Überblick welche Möglichkeiten es gibt, um wieder zu Kräften zu gelangen und sich zu erholen.

Vor allem versuchen Sie, Ihre Selbstvorwürfe zu reduzieren. Natürlich ist es für alle Beteiligten schwer, wenn man nicht mehr “funktioniert”. Doch Selbstgeißelung hilft da nicht weiter. Ihm Gegenteil. Was jetzt gut tut, ist Verständnis.