Einigung: Sozialversicherung übernimmt Kosten für Behandlungen bei MedAustron

Johanna Mikl-Leitner
Johanna Mikl-Leitner | © zib/Peter Schweinsteiger

LH Mikl-Leitner: „Ganz besonderer Tag für den Gesundheitsstandort NÖ und für die Patientinnen und Patienten“

Von einem „ganz besonderen Tag für den Gesundheitsstandort Niederösterreich und vor allem für die Patientinnen und Patienten“ sprach Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner heute, Dienstag, im Zuge einer Pressekonferenz im NÖ Landhaus. Gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden von MedAustron, Klaus Schneeberger, sowie dem Verbandsvorsitzenden im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Alexander Biach, und dem Generaldirektor-Stellvertreter im Hauptverband, Bernhard Wurzer, informierte sie über die Einigung in den Verhandlungen über eine Kostenübernahme für die Krebsbehandlungen bei MedAustron.

Das Krebsbehandlungs- und –forschungszentrum MedAustron in Wiener Neustadt sei „ein Meilensteinprojekt in Niederösterreich“ und vor allem auch „Hoffnung für viele Menschen im Kampf gegen den Krebs“, betonte Mikl-Leitner. Im Dezember 2016 sind die ersten Behandlungen durchgeführt worden und in der Zwischenzeit haben 20 Menschen ihre Therapie bereits abgeschlossen, berichtete sie: „Ab dem Jahr 2020 können wir pro Jahr bis zu 1.000 Patientinnen und Patienten behandeln.“

Mit dem heutigen Tag hätten die Patientinnen und Patienten sowie die Familien und Angehörigen „eine Sorge weniger“, meinte die Landeshauptfrau: „Wir können ihnen die Sorge um den Krebs leider nicht abnehmen, aber wir können ihnen die Sorge um die Finanzierung der Behandlung abnehmen.“ Daher freue es sie, dass es „nach langen intensiven Verhandlungen“ gelungen sei, eine Einigung zu erzielen:
„Eine Einigung, die hier heißt, dass die Kosten seitens des Hauptverbandes übernommen werden. Das heißt, alle österreichischen Patientinnen und Patienten, die bei einem Sozialversicherungsträger versichert sind, können die Leistung bei MedAustron mit der e-card in Anspruch nehmen.“

MedAustron sei eines von nur fünf Zentren auf der ganzen Welt, die eine derartige Behandlung anbieten könnten, und es sei derzeit das weltweit modernste, hob sie die Bedeutung des Projektes hervor. Am Weg zum Erfolg seien „viele Schritte notwendig“ gewesen, blickte sie auf die Entstehung und Entwicklung von MedAustron zurück: 2005 wurde die Kooperationsvereinbarung zwischen Bund, Land und Stadt Wiener Neustadt unterzeichnet, 2007 kam es zur Vereinbarung mit dem CERN zur gemeinsamen Errichtung des Teilchenbeschleunigers, 2010 bis 2012 wurde das Zentrum in einer Rekordzeit von eineinhalb Jahren errichtet. Dabei wurden „die geplanten Kosten von 200 Millionen Euro eingehalten“, so Mikl-Leitner dazu.

Die Einigung zwischen dem Land Niederösterreich, dem Hauptverband und MedAustron sei „ein nächster Meilenstein“ und auch „ein Signal gegen eine Zwei-Klassen-Medizin“, so Mikl-Leitner: „Das heißt, die weltweit beste Medizin im Kampf gegen den Krebs können wir in Wiener Neustadt anbieten, und jeder der bei einer Sozialversicherung versichert ist und die Indikationen gegeben sind, kann diese Leistungen in Anspruch nehmen.“

Mit der Einigung sei „sichergestellt, dass Patienten und Patientinnen mit Krebstumoren in der Nähe von strahlenempfindlichen Organen, mit ihrer e-card ohne Zuzahlung eine optimale Behandlung in Anspruch nehmen können“, so der Vorsitzende des Verbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Alexander Biach: „Der Vertrag ist ein neuerlicher Beweis dafür, dass die Sozialversicherung in der Lage ist, trotz Kostendämpfungsmaßnahmen nicht nur innovative Krebsmedikamente für ihre Versicherten zu finanzieren, sondern auch modernste Behandlungsmethoden.“

Der Aufsichtsratsvorsitzende von MedAustron, Klaus Schneeberger, sagte, man habe mit 9. Dezember den ersten Patienten behandeln können, aber die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen gewesen: „Daher gab es Irritationen, die beide Seiten nicht wollten, die aber nunmehr zu Ende sind, insofern, und das freut mich ganz besonders, dass diese Abmachung nicht ab jetzt gilt, sondern rückwirkend, d.h. jeder Patient und jede Patientin, der oder die bei MedAustron seit Anfang Dezember des vergangenen Jahres behandelt wurde und jetzt wird, erhält diese Entschädigung für die Behandlung und wird nicht zusätzlich zur Kassa gebeten.“

Wie im Zuge der Pressekonferenz informiert wurde, sieht die Einigung vor, dass die Kosten für die Behandlung bei MedAustron ohne Vorleistungen über die Sozialversicherung abgewickelt und bezahlt werden. Falls erforderlich, werden auch die Kosten für die Nächtigung der Patientin bzw. des Patienten und von eventuellen Begleitpersonen übernommen. Fixiert wurde auch, dass es keine Bevorzugung von privaten Patienten gibt, und dass die Wartezeiten im Internet veröffentlicht werden.

Bis dato wurden rund 100 Patientinnen und Patienten von der Sozialversicherung finanziert in ausländischen Einrichtungen behandelt. „Diese können nun in Österreich therapiert werden. Wir rechnen damit, dass sich aufgrund des neuen Vertrages diese Zahl pro Jahr verdreifachen wird“, so der stellvertretende Generaldirektor im Hauptverband, Bernhard Wurzer.

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