Zug verliert Tür: vida-Hebenstreit fordert Einschreiten der Behörden

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Gewerkschaft sieht Handlungsbedarf bei Wagenuntersuchung – Auswirkung des Liberalisierungswahns macht sich bemerkbar.

Die Medienberichte über den – glücklicherweise glimpflich ausgegangenen – Vorfall auf der Westbahnstrecke am vergangenen Wochenende zeigen einmal mehr, dass es einer Revision der bestehenden Wagenuntersuchungskonzepte bedarf, erklärt der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit. „Der Vorfall gehört so rasch wie möglich lückenlos aufgeklärt“, fordert der Gewerkschafter. „Die Behörden haben umgehend von Amts wegen einzuschreiten und bei den Verantwortlichen die Zuverlässigkeit zu prüfen. Es darf nicht tatenlos zugesehen werden, wenn Fahrgäste und Personal gefährdet werden.“

Kritik übt Hebenstreit auch an den beschwichtigenden Aussagen zur Häufung derartiger Vorfälle: „Die gesetzlichen Vorgaben sind eindeutig – die Meldeverordnung regelt klar, welche Vorfälle die Eisenbahnverkehrsunternehmen zu melden haben. Wenn eine Zunahme von mehr als 27 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum rein mit einer ‘erhöhten Meldekultur’ erklärt wird, muss man sich sehr genau anschauen, warum dieser gesetzlichen Verpflichtung bisher nicht ausreichend nachgekommen wurde. Alleine schon daraus ergibt sich ein Handlungsauftrag für die Behörde“, so Hebenstreit.

Durch die fortschreitende Eisenbahnliberalisierung und den zunehmenden grenzüberschreitenden Verkehr werde es immer schwieriger nachzuvollziehen, in welchem Zustand das Rollmaterial ist, das auf Österreichs Schienenwegen unterwegs ist. „Als im konkreten Fall auf der Westbahnstrecke verantwortliches Eisenbahnverkehrsunternehmen darf die ÖBB Personenverkehr AG dieses Risiko nicht eingehen und muss entsprechende Vorkehrungen treffen“, sagt Hebenstreit.

Europaweit einheitliche Standards gefordert

„Im Sinne der Bahnsicherheit sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass technische Überprüfungen europaweit überall dasselbe Niveau haben. Leider sind wir davon noch meilenweit entfernt“, erklärt Hebenstreit. Einheitliche, modulare Ausbildungen im europäischen Eisenbahnwesen seien daher dringend von Nöten, wie es etwa auch in der Luftfahrt gängige Praxis sei, fordert der Gewerkschafter.

„Auch wenn es hierzulande in einigen Punkten sicher noch Luft nach oben gibt, zählt Österreich zweifellos zu den europäischen Vorreitern in Sachen Bahnsicherheit“, erklärt der vida-Gewerkschafter. Ein positives Beispiel sei die 2013 in Kraft getretene Eisenbahn-Eignungs- und Prüfungsverordnung (EisbEPV). „Wir haben in Österreich sehr strenge Gesetze in diesem Bereich – die Eisenbahnunternehmen müssen sich nur noch daran halten“, so Hebenstreit abschließend.

Quelle
Redaktionelle Adaption einer per APA-OTS verbreiteten Presseaussendung.