Offener Brief von 13 Bezirks- und Landesvorstandsmitgliedern an den Bundesvorstand der Jungen Grünen
An den Bundesvorstand der Jungen Grünen,
Als Aktivist*innen, Bezirkssprecher*innen und Landesvorstandsmitglieder der Jungen Grünen sind wir massivst enttäuscht von eurer Vorgehensweise in den letzten Monaten. Schon seit längerem fühlen wir uns nicht mehr repräsentiert von einem Bundesvorstand, der uns in keinerlei Entscheidungen über die Zukunft unserer Organisation einbindet. Entschlüsse wie der Angriff auf die Grünen im März oder die am Montag angekündigte Kooperation der Jungen Grünen mit der KPÖ werden ohne jegliche Einbeziehung der Basis im Alleingang des Bundesvorstands gefasst. Wir Aktivist*innen an der Basis werden dabei erst im Anschluss an die Kommunikation mit den Medien über eure Pläne informiert, was uns jegliches Mitspracherecht über die Entwicklung und Zukunft unserer Organisation nimmt.
In diesem Zusammenhang sind wir vor allem darüber enttäuscht, dass diese Entscheidungen des Bundesvorstands durchwegs als Entscheidungen der gesamten Organisation dargestellt werden. Gegipfelt hat dieser Alleingang in der bereits angesprochenen Pressekonferenz am Montag. Durch die Ankündigung und Kommunikation dieses öffentlichen Auftritts über die Kanäle der Jungen Grünen (unter anderem der Livestream auf unserer offiziellen Facebook-Seite) wurde gezielt versucht, den Schritt einzelner Personen hin zu einem neuen Projekt als Verbandsentscheidung darzustellen. Diese Vereinnahmung aller Jungen Grünen ist undemokratisch und entspricht dem autoritären Führungsstil, den ihr den Grünen vorwerft.
Im Weiteren bestürzt uns nicht nur die Art und Weise, wie destruktiv ihr mit der Öffentlichkeit kommuniziert, sondern auch, wie selektiv intern Aktivist*innen Informationen erhalten. Wie sich auch im Anschluss an diese Pressekonferenz herausstellte, gab es offenbar einige wenige auserwählte Mitglieder, die im Vorhinein von euren Plänen wussten. Dass hierbei wohl eher auf persönliche Nähe als auf breiten Informationsfluss Wert gelegt wurde, zeigt die Geheimhaltung des Inhalts der Pressekonferenz selbst gegenüber vielen Vorstandsmitgliedern von Landesorganisationen, die derlei weitreichende Entscheidungen, wie von euch getroffen, unter allen Umständen im Vorhinein erfahren sollten.
Wir Verfasser*innen verurteilen eure autoritäre Vorgehensweise aufs Schärfste. Für eine Behandlung der Vorkommnisse in geeignetem Rahmen hättet ihr als Bundesvorstand unbedingt Sorge tragen müssen, bevor öffentliche Schritte dieser Größenordnung gesetzt werden. Stattdessen wurden durch eure zugespitzte mediale Strategie über die vergangenen Monate hinweg viele Aktivist*innen vereinnahmt, die von eurer Kommunikation immer nur im Nachhinein aus den Medien erfahren haben. Gestern hat diese Vorgehensweise ihren traurigen Höhepunkt erreicht. Euer Ziel war, medial möglichst viel Aufmerksamkeit zu generieren, um euch selbst ins Zentrum zu rücken. Das erklärt auch, warum eine geordnete Spaltung der Organisation und eine offene Diskussion über die Zukunft der Jungen Grünen für euch – entgegen dem Wunsch vieler Aktivist*innen – nie eine Option war.
Wir appellieren an eure Integrität nach dem gestrigen politischen Outing auch die personellen Konsequenzen zu ziehen, die Jungen Grünen mit sofortiger Wirkung zu verlassen und damit den vielen verbleibenden Aktivist*innen, die weiterhin Teil der Grünen Bewegung bleiben möchten, die Möglichkeit zu geben, beim Bundeskongress im Juli einen Neustart der Organisation zu schaffen.
Es grüßen euch:
Matthias Illenberger (Landesvorstandsmitglied Vorarlberg)
Bernhard Granadia (Bezirkssprecher Tulln)
Malina Koschier (Vorstandsmitglied Kärnten)
Julia Mandlmayr (Finanzreferentin Linz)
Sebastian Merten (Bezirkssprecher Freistadt)
Bernardo Novy (Bezirkssprecher Währing)
Vanessa Planner (Finanzreferentin Kärnten)
David Rechberger (Bezirkssprecher Amstetten)
Felix Rosenstatter (Bezirkssprecher Hietzing)
Naomi Sametinger (Landessprecherin Wien)
Hannes Schachner (Bezirkssprecher Landstraße)
Mario Steinwender (Finanzreferent Salzburg)
Miriam Üblacker (Bezirkssprecherin Purkersdorf-Umgebung)
Quelle
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