Industrie: Es darf keine „Bildungs-Einbahnen“ geben – brauchen gleiche Chancen für alle

IV-Präsident Kapsch: IV-Bildungsstrategie „Beste Bildung“ mit „Spezialisierungsphase” komplettiert – Allgemeine und Berufsbildung nach der mittleren Reifeprüfung gehören gestärkt

Die Industriellenvereinigung (IV) hat mit der Präsentation des Konzepts zur “Spezialisierungsphase”, also der derzeitigen Sekundarstufe II, ihre Bildungsstrategie “Beste Bildung” komplettiert. Bei diesem letzten Baustein gehe es vor allem um gleiche Chancen für alle, so IV-Präsident Mag. Georg Kapsch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IV-Generalsekretär Mag. Christoph Neumayer heute, Donnerstag, in Wien: “In der Spezialisierungsphase sollen alle Jugendlichen zwischen differenzierten, aber gleichwertigen, gegenseitig durchlässigen und hochqualitativen Bildungswegen wählen können. Kein Bildungsangebot der Spezialisierungsphase darf einen Startnachteil nach sich ziehen und es dürfen keine Bildungs-Einbahnen bestehen.”

Der Übertritt zwischen all ihren Bildungsangeboten und damit die “Durchlässigkeit” durch gegenseitige Anerkennung von vermittelten Kompetenzen sollten in der Spezialisierungsphase leicht möglich sein. Die Berufs- und Bildungsorientierung müsse – nach Möglichkeit durch schulexterne Expertinnen und Experten – fixer Bestandteil der Spezialisierungsphase sein. “Schülerinnen und Schüler sollen in ihren Berufs- und Bildungsentscheidungen begleitet werden. Dann ist es auch möglich, den Bildungsweg zu wechseln, falls sich Interessen und Möglichkeiten ändern”, betonte IV-Generalsekretär Mag. Christoph Neumayer. Auch den aus Sicht der Industrie zentralen MINT-Kompetenzen müsse in der Spezialisierungsphase ein hoher Stellenwert eingeräumt werden.

Herausforderungen für Sekundarstufe II

Die berufliche Bildung in Österreich genießt zwar hohes Ansehen, dennoch habe auch die Sekundarstufe II durchaus ihre Problemfelder. Insbesondere die 9. Schulstufe, in der oftmals die Schulpflicht erfüllt werde, stelle für viele Jugendliche einen institutionellen und biografischen Bruch dar, insbesondere für angehende Lehrlinge. Letztere absolvieren das Jahr entweder an einer polytechnischen Schule oder an einer anderen weiterführenden Schule (BHS, BMS oder AHS). Für diese Schulen stelle diese Praxis allerdings eine Belastung dar. Die polytechnischen Schulen wiederum würden äußerst unterschiedliche Qualität in der Erfüllung ihrer Aufgaben der Berufsorientierung, Aufbau der Vorkompetenzen und Vorbereitung für ein Lehrverhältnis aufweisen. “Insgesamt muss das Image der Lehre verbessert werden”, so Kapsch.

Gerade die Industrielehrlinge seien ein Beispiel für ein hohes Kompetenzniveau und gute Arbeitsmarktperspektiven. Die BMS (berufsbildenden mittleren Schulen) präsentierten sich heute allerdings als ein unübersichtliches Feld: Die Schulen für Sozialberufe oder manche technische Fachschulen hätten demnach eine wichtige Funktion in ihrem Sektor; andere seien “Auffangbecken” für wenig erfolgreiche Schülerinnen und Schüler.

Quelle
Redaktionelle Adaption einer per APA-OTS verbreiteten Presseaussendung.