1894, im tiefsten Winter Nordamerikas, verfasste der britische Autor Rudyard Kipling Geschichten, die sich in einem abenteuerlichen Dschungel mitten im tropischen Indien abspielen. Ein literarisches Meisterwerk, das heute jeder als „Das Dschungelbuch“ kennt. Wie viel Wahrheit steckt in diesen Geschichten? Wie leben die Tiere des Dschungels wirklich? Und welche Rolle spielt dabei Mogli?
Die Faszination frei erfundener Fakten
Die Tiere, über die Kipling schrieb, die gibt es heute noch. Nur mit einem Unterschied: die Herausforderungen und die Kämpfe, die sie überstehen müssen, aber auch die Gesetze des Dschungels – nämlich jene, die Kipling sich ausgedacht hat – haben sich im heutigen, modernen Indien gewandelt.
Obwohl alles frei erfunden ist, basiert die Geschichte auf Fakten: In Indien jagen noch immer Wölfe im dürren Flachland. Tiger schleichen durch die letzten Waldreste. Elefanten folgen seit Generationen denselben Pfaden. Pythons liegen auf der Lauer und schwarze Panther nähern sich ihrer Beute auf sanften Pfoten an. Doch über allem steht der Monsun. Nur wer sich am besten auf den Tropenwind einstellen kann, wird seine Geschichte weitererzählen können.
Diese Dokumentation von Jeremy Hogarth gibt dem Zuschauer einen völlig neuen Blick auf Kiplings Geschichte und zeigt ihre Protagonisten in ihrem echten Leben, in einem Indien der Gegenwart.
Universum: Das wahre Dschungelbuch
Am 19. Dezember um 20.15 Uhr in ORF 2
In der neuen internationalen „Universum“-Koproduktion „Das wahre Dschungelbuch“, die unter Federführung des ORF entstanden ist, dokumentieren Jeremy Hogarth und Kalyan Varma den täglichen Überlebenskampf der Helden aus Kiplings Erzählungen in der modernen Welt.
Film- und Theaterstar Nicholas Ofczarek leiht dem Erzähler, Panther Baghira, im „Universum“-Weihnachtshighlight seine Stimme und nimmt das Publikum am Dienstag, dem 19. Dezember, um 20.15 Uhr in ORF 2 mit auf eine fantastische Reise. Den Sprechertext steuert mit Alfred Komarek einer der bekanntesten Schriftsteller Österreichs bei.
Für die Filmmusik verantwortlich zeichnet der steirische Hollywood-Komponist Thomas Wander. „Das wahre Dschungelbuch“ entstand als Koproduktion von ORF, dreiD.at, Drishyam Films, NDR-Naturfilm Doclights und ARTE G.E.I.E. in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise.
Panther Baghira, als Erzähler in der Hauptrolle
Der indische Kameramann Kalyan Varma, der australische Regisseur Jeremy Hogarth und der österreichische Filmproduzent Lukas Kogler (dreiD.at Filmproduktion) arbeiteten mehr als vier Jahre an diesem außergewöhnlichen Projekt.
Die Kamerateams schafften es, atemberaubende Szenen einzufangen – wie die von einem lahmenden Tiger, der auf Jagd geht. Denn auch Shir Khan, der Tiger aus dem Dschungelbuch, hatte einen lahmen Fuß. Ein Lippenbär bemüht sich, genau wie Balu mit Mogli, sein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Wie Kaa trägt eine riesige Python mit ihrer Beute, einem Axis-Hirsch, einen Todeskampf aus, während ein großer, alter Elefant, ähnlich wie Hathi, beinahe lautlos als Einzelgänger den Dschungel durchwandert.
Wie in Kiplings Dschungelbuch spielt auch in dieser „Universum“-Produktion ein schwarzer Panther die Hauptrolle – Baghira. Er ist der Erzähler. Mit dem Text aus der Feder von Alfred Komarek kennt er alle Geschichten und Geheimnisse der Tiere des wahren Dschungelbuchs.
“die stärksten und intimsten Szenen, die je gefilmt wurden”
Die größte Herausforderung war es, die indischen Wölfe vor die Kamera zu bekommen. Kamerafrau Pooja Rathod erinnert sich: „Den Wölfen auf Schritt und Tritt zu folgen, während sie versuchten, sich in einem Lebensraum, der zunehmend von Menschen in Beschlag genommen wird, zurechtzufinden, das war für mich ein absolut einzigartiges Erlebnis.“ Die Population der Wölfe in Indien besteht heute aus weniger als 3.000 Tieren.
Diese „Universum“-Dokumentation zeigt womöglich die stärksten und intimsten Szenen, die je gefilmt wurden, nicht nur von den Wölfen: „Jeder Naturdokumentarfilm braucht Geduld, Wissen und eine gehörige Portion Glück.“, zeigt sich Produzent Lukas Kogler stolz auf sein Team.
Hollywoods Filmmusik
Teil des Teams ist auch der Grazer Komponist Thomas Wander, der in Hollywoods Filmmusik eine feste Größe ist. Seine Musik ist fixer Bestandteil von Regisseur Roland Emmerichs Blockbustern wie „Independence Day: Die Wiederkehr“ oder zuletzt „Moonfall“.
„Obwohl die Bilder sehr beeindruckend sind, ist es vor allem aber die sehr persönliche Erzählweise, die mich angesprochen hat. Den speziellen ‚tone‘, den Regisseur Jeremy Hogarth mit der Erzählweise und vor allem durch seine Wortwahl und Textgestaltung erzeugt hat, habe ich versucht mit der Musik einzufangen und widerzuspiegeln“, so Thomas Wander.
Wie auch für Burgtheater-, Film- und TV-Schauspieler Nicholas Ofczarek: „Ich freue mich sehr, mit dabei sein zu dürfen, wie ein neues Dschungelbuch aufgeschlagen wird – erzählt im Hier und Jetzt, im Indien von heute.“
“Ich wollte Mogli sein”
Die Idee, diese Geschichten auf die Leinwand zu bringen, stammt vom indischen Naturfilmer Kalyan Varma: „Als ich acht Jahre alt war, bekamen wir unseren ersten Fernseher. Die Disney-Version des Dschungelbuchs habe ich geliebt. Ich wollte damals Mogli sein und selbst durch den Dschungel streifen. Dann wurde ich Naturfilmer und erfuhr von einem schwarzen Panther in den Wäldern von Kabini. Sofort wusste ich, das ist der richtige Zeitpunkt, den Film über die echten Tiere des Dschungelbuchs umzusetzen.“
PS: Als “Mogli” dieser Hommage an Kiplings Werk durchstreift nun Kalyan Varma’s Neffe den Dschungel.
Kein Dschungelbuch ohne Mogli – auch in einem Naturfilm. Regisseur Jeremy Hogarth stellt klar: „Obwohl der Mensch, und vor allem sein Einfluss auf die Natur, in diesem Film allgegenwärtig ist, liegt das Hauptaugenmerk eindeutig auf den Tieren, die das Dschungelbuch zu einem Klassiker der Literatur gemacht haben. So wird auch Mogli zu einem Nebendarsteller, der eine dramaturgische und visuelle Brücke zwischen dem Buch und dem wahren Dschungelbuch bildet.“
Das Gesetz des Dschungels gibt es nach wie vor
„Das wahre Dschungelbuch“ ist eine Hommage an ein großes literarisches Werk und an die unvergleichliche Natur des bevölkerungsreichsten Landes der Erde. Zudem zeigt der Film, dass in diesen alten Geschichten immer ein Körnchen Wahrheit steckt. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb sie bis heute weltweit für Begeisterung sorgen – bei Kindern und Erwachsenen. Das Gesetz des Dschungels gibt es nach wie vor …