Abwanderung von Unternehmen und Arbeitsplätzen

Industrieruine
Industrieruine Unsplash / Pixabay

Industrie: Investitionsstandort Österreich in ernster Gefahr

IV-GS Neumayer: Strukturelle Schwächen machen Standort immer unattraktiver –Abwanderung von Unternehmen und Arbeitsplätzen als logische Konsequenz

Schläft die Politik?

“Seit Jahren ist Österreich mit besonders schwachen Investitionen im privaten Sektor konfrontiert. Die OECD schätzt, dass dadurch in Österreich derzeit ein BIP-Verlust von sechs bis zwölf Milliarden Euro pro Jahr auftritt. Der Abwärtstrend in diversen Standortrankings ist ungebrochen, die Folgen machen sich am Arbeitsmarkt bemerkbar”, so Mag. Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) heute, Mittwoch, zur neuen Studie “Investitionen in Österreich 2015: Konjunkturelle Schwäche oder ‚disinvesting by feet‘?”. Diese wurde heute vom Obmann der Bundessparte Industrie in der WKÖ, Sigi Menz, sowie Studienautorin Prof. Eva Pichler von der WU Wien vorgestellt. Sie zeige einmal mehr deutlich, dass die genannten “Alarmsignale” endlich ernstgenommen werden müssen. Zudem seien die Wirtschaftsprognosen für die kommenden Jahre nicht sehr optimistisch – dies würde sich ebenfalls negativ auf die Investitionsneigung auswirken. “Das darf aber nicht als Ausrede für jahrelange Reformversäumnisse und dadurch verursachte strukturelle Schwächen dienen, für die uns nun die Rechnung präsentiert wird”, betonte Neumayer. Der Abwärtstrend sei “nur durch rasche und tiefgreifende Strukturreformen zu stoppen”.

Österreich heute strukturell schlechter als vor zehn Jahren

Es sei übrigens ein Irrtum zu glauben, dass die heimische Investitionsschwäche sich bei verbesserter Konjunktur “in Luft auflöst”. Die Investitionszurückhaltung liege an Strukturproblemen, die in den vergangenen Jahren weiter verschärft anstatt abgeschwächt worden seien. “Hinzu kamen kontraproduktive Maßnahmen und Forderungen, die eine weitere Be- statt Entlastung der Unternehmen zur Folge hatten”, so der IV-Generalsekretär. Die Zeit hoher Wachstumsraten sei in Österreich nicht zu Reformen genutzt worden. “Die Konsequenz ist, dass wir heute strukturell schlechter als vor zehn Jahren dastehen. Daher müssen wir weiter damit rechnen, dass Unternehmen ihre Investitionsschwerpunkte verstärkt im Ausland setzen – das ist die logische Konsequenz des Vertrauensverlustes in die Lösungskompetenz der Politik”, so Neumayer. Auch die sinkende Produktivität müsse zu denken geben und gerade in Bezug auf Lohnforderungen ernsthaft Berücksichtigung finden – “alles andere würde zwangsläufig noch mehr Produktivitätsverlust, Gefährdung von Arbeitsplätzen und damit eine Erosion des heimischen Wohlstandes bedeuten”, so Neumayer: “Eine Entlastung der Unternehmen bei den Lohnnebenkosten wäre jedenfalls der unmittelbarste Schritt, um wieder Investitionsanreize zu setzen. Hier brauchen wir rasch einen verbindlichen Zeitplan für die Umsetzung”.

Quelle
Redaktionelle Adaption einer per APA-OTS verbreiteten Presseaussendung.