Eyetracking-Projekt zum Verbessern der Sicherheit am Schulweg.
Was sehen Kinder im Straßenverkehr oder auf ihrem Schulweg? Und noch viel wichtiger: Was können sie alles nicht sehen? Das Forschungsprojekt “Augen auf!” untersuchte die Wahrnehmung der “schwächsten” VerkehrsteilnehmerInnen und ermöglicht, deren Blick mit eigenen Augen zu sehen und zu verstehen.
Gefahren erkennen
Das Projekt “Augen auf” macht Problempunkte auf Schulwegen sichtbar und bietet damit Städten und Gemeinden sowie Familien und Schulen Hilfe, um die Verkehrssicherheit im Schulumfeld zu erhöhen. Im Projekt wurden Schulwege analysiert, Gefahrenstellen auf diesen identifiziert und der Blickverlauf von Kindern mittels mobilem Eyetracking nachvollzogen und ausgewertet.
“Kinder können erlebte Situationen am Schulweg und die Gefahren noch nicht ausreichend verbalisieren und reflektieren. Mittels instrumenteller Beobachtung des Blickverlaufs können wir aber für Erwachsene die Welt aus Kinderaugen sichtbar machen und so neue Erkenntnisse über die größten Gefahren am Schulweg gewinnen”, erklärt Johanna Grüblbauer, Leiterin des Projekts an der FH St. Pölten und stellvertretende Leiterin des dort angesiedelten Österreichischen Instituts für Medienwirtschaft.
Hindernisse und fehlende Gehsteige
So ergab die Analyse des Blickverlaufs zum Beispiel, dass 90 Prozent der Kinder nicht nach hinten sehen, bevor sie ein am Straßenrand geparktes Auto umgehen und die Fahrbahn betreten. Besonders gefährlich sind für Kinder auch Hauseinfahrten: Egal, ob die Tore wahrnehmbar offen oder geschlossen sind. Jedes zweite Kind lässt sich beispielsweise bei offenen Hauseinfahrten ablenken und denkt nicht an möglicherweise den Gehsteig überquerende Autos.
Auch die Untersuchung der Hindernisse auf Schulwegen gab ein aufschlussreiches Bild: Auf jeder vierten untersuchten Strecke sind Gehsteige durch parkende Autos, Mülltonnen oder andere Gegenstände blockiert und bei 40 Prozent der Schulwege müssen die Kinder zumindest auf Abschnitten ohne Gehsteig auskommen, weil keiner vorhanden ist.
Erwachsene sensibilisieren
“Um die Schulwege sicherer zu machen, müssen aber auch die Erwachsenen und vor allem Eltern im Hinblick auf die ‚Sichtweisen‘ der Kinder sensibilisiert werden und es muss Grundwissen zur Wahrnehmung und des Verhaltens von Kindern vermittelt werden”, sagt Grüblbauer. Dazu werden im Projekt entstandene Videos und Publikationen verwendet.
Im Projekt wurden mehrere Schulen eingebunden sowie PädagogInnen und Mitarbeitende im Bereich der Verkehrserziehung informiert. Den SchülerInnen und allen Beteiligten wurden zudem Grundlagen der Sichtfeldforschung vermittelt.
Dabei wurde das sogenannte Buddy-Konzept angewendet: In einem ersten Schritt wurde älteren SchülerInnen Wissen über ihr eigenes Sehverhalten und die Blickmessung vermittelt. Nach dem Prinzip “Lernen durch Lehren” haben die SchülerInnen dann Patenschaften für Volksschulkinder übernommen und sie nicht nur beim Eyetracking begleitet, sondern ihnen auch Wissenswertes zum “richtigen Schauen” beibringen können.
Somit wurde gewährleistet, dass nicht nur Erwachsene durch Messergebnisse neues Wissen generieren, sondern auch bei den SchülerInnen selbst ein Verständnis darüber geschaffen wurde, wie Sehen funktioniert und was Kinder warum sehen oder eben nicht sehen können (Blinder Fleck).
Bautechnikpreis NÖ
Zwei Schüler der HTL Krems wurden für ihre Arbeiten in dem Projekt mit dem zweiten Platz beim NÖ Bautechnikpreis 2015 ausgezeichnet. Am Projekt teilgenommen haben die Schulen VS Hafnerplatz Krems, HTL Krems, VS Grafenwörth, VS Fels und NNöMS Fels-Grafenwörth.
PartnerInnen des Projekts waren neben der FH St. Pölten das Ziviltechnikbüro Retter & Partner als Konsortialführer (Volker Alberts) sowie Walk-Space.at – der österreichische Verein für FußgängerInnen (Dieter Schwab). Die Eyetracking-Analysen hat Johanna Grüblbauer gemeinsam mit Georg Neubauer durchgeführt, einem Studenten des Masterstudiums Digitale Medientechnologien an der FH St. Pölten.
Projekt “Augen auf! Die Welt aus Kinderaugen sehen”
Das Projekt “Augen auf! Die Welt aus Kinderaugen sehen” wurde durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie über die Österreichische Forschungsgesellschaft FFG im Rahmen des Programms “Talente entdecken: Nachwuchs – Talente regional” gefördert.