Nach Arbeitstreffen der Sozialpartner mit Bildungsministerin Heinisch-Hosek.
Gestern sind die Präsidenten der Sozialpartner, Erich Foglar (ÖGB), Rudolf Kaske (BAK) und Christoph Leitl (WKO) sowie Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung mit Bildungsministerin Heinisch-Hosek und Staatssekretär Mahrer zu einem Arbeitstreffen zusammengekommen. Die Sozialpartner inklusive Landwirtschaftskammer und die Industriellenvereinigung haben dabei unter dem Titel „Bildung neu organisieren“ ihre Erwartungen an die angekündigte Bildungsreform der Bundesregierung formuliert: echte Autonomie und Verantwortung für die Schulen, eine wirkungsorientierte Steuerung durch den Bund, eine schlanke und unterstützende Schulorganisation sowie eine deutliche Aufwertung der Elementarbildung. 2016 soll ein Schwerpunkt auf inhaltliche Reformen gelegt werden. Diese Forderungen wurden der Regierung gestern übergeben:
„Die österreichische Bundesregierung hat für 17. November 2015 Eckpfeiler für eine Reform der Schulorganisation in Österreich angekündigt. Aus Sicht der Sozialpartner und der Industriellenvereinigung muss diese Reform ein Erfolg werden.
Schulorganisation ist allerdings nicht Selbstzweck, sondern hat vielmehr zu gewährleisten, dass schulische Bildung in hoher Qualität für alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von sozialem Status und Herkunft möglich wird. Dies wird dort besonders gut gelingen, wo kompetente PädagogInnen in autonomen Schulen eigenverantwortlich an der Erfüllung vorgegebener Bildungsziele arbeiten. Dazu braucht es einen Paradigmenwechsel von der „Schulverwaltung“ hin zu einer modernen Organisation von Bildung. Die Kernpunkte, die eine Neuorganisation aus Sicht der Sozialpartner und der IV zu einem Erfolg werden lassen, sind hier zusammengefasst.
Echte Autonomie und Verantwortung für die Schulen
+ Personalverantwortung (Auswahl, Weiterbildung, Personalentwicklung, ) und finanzielle Autonomie (u.a. eigene Schulbudgets für Schulentwicklung, Weiterbildung, Lehrbeauftragte und Leistungsanreize)
+ Pädagogische Autonomie (Schulprofil, Schwerpunktsetzung, Erreichen von Kompetenzniveaus, Abläufe und Organisation)
+ Unterstützungspersonal an den Schulen und mittleres Management ab einer gewisser Schulgröße
Wirkungsorientierte Steuerung durch den Bund
+ Gesetzgebungskompetenz und inhaltliche Steuerung (Bildungsziele, Bildungsstandards, Lehrpläne)
+ Faire und transparente Finanzierung aller Kindergarten- und Schulstandorte außerhalb des Finanzausgleichs (formelbasiert und sozialindiziert)
+ Qualitätssicherung durch unabhängige Qualitätssicherungsstelle
Schlanke und unterstützende Schulorganisation
+ Umbau der Schulverwaltung zu einer schlanken und modernen Schulorganisation, welche die autonomen Schulen fördert und unterstützt
+ Klare Zuständigkeiten ohne Doppelgleisigkeiten und Parteieneinfluss, transparenter und österreichweit einheitlicher Vollzug
+ Regionale Educational Boards als Koordinations- und Steuerungsgremien
Elementarbildung deutlich aufwerten
+ Elementarbildung in Bundeskompetenz und als Teil des neuen Bildungsmanagements, bundesweit einheitliche und verbindliche Standards
+ Umsetzung des zweiten Kindergartenjahres für alle Kinder
+ Schrittweise Akademisierung der Ausbildung und Neuausrichtung der BAKIP als BMHS
Bildungsreform für 2016 einleiten
Die aktuellen Reformbemühungen sind der Schulorganisation gewidmet, dabei werden viele inhaltliche Themen offen bleiben. Daher soll 2016 ein Schwerpunkt auf die inhaltlichen Reformvorhaben gelegt werden. Dazu schlagen wir die Einleitung eines parteiübergreifenden Prozesses durch die Regierung unter Beteiligung der politischen Parteien, der Betroffenen, der Sozialpartner und IV, der Zivilgesellschaft sowie der Wissenschaft vor.
Mit diesem Reformprozess sollen die Weichen für die maßgeblichen inhaltlichen Schwerpunkte einer Bildungsreform gestellt werden. Zentrale Themen sollen dabei unter anderem sein: Bildungsziele für Österreich, die Reform der Pflichtschule, Maßnahmen gegen soziale Selektion und Schulabbruch, das Thema Bildungspflicht statt Unterrichtspflicht, eine Reform der 9. Schulstufe und die Weiterentwicklung der Sekundarstufe II. Insgesamt geht es um eine Bildungsstrategie für Österreich, die für die kommenden Jahrzehnte die beste Bildung für alle Kinder und Jugendlichen sicherstellt.“