12-Stunden-Arbeitstag hätte fatale Auswirkungen auf Gesundheit, Unfallrisiko, Zufriedenheit und Produktivität der Arbeitnehmer
Die Einigung von ÖVP und FPÖ auf den 12-Stunden-Arbeitstag ist für AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer völlig unverständlich und ein Rückschritt ins 19. Jahrhundert: „Österreichs Beschäftigte arbeiten im EU-Vergleich schon jetzt überdurchschnittlich lange und überdurchschnittlich flexibel. Und schon jetzt werden die vielen Möglichkeiten der Arbeitszeitverlängerung und Flexibilisierung durch Betriebsvereinbarungen, Gleitzeitregelungen und Durchrechnungsmodelle von vielen Betrieben gar nicht genutzt.“ Eine gesetzliche Verankerung des 12-Stunden-Tages wäre also nichts anderes als eine Umgehung von Gewerkschaften und Betriebsräten. Zahlreiche Studien zeigen außerdem die schlimmen Auswirkungen auf Produktivität, Gesundheit, Zufriedenheit und Unfallrisiko der Beschäftigten.
Schon jetzt darf zwölf Stunden pro Tag und 60 Stunden in der Woche gearbeitet werden – nämlich zur Verhinderung eines schwerwiegenden wirtschaftlichen Nachteils des Unternehmens und wenn eine entsprechende Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat abgeschlossen wird. Diese Regelung kann 24 Wochen im Jahr und jeweils maximal acht Wochen am Stück angewendet werden. „Wenn nun eine generelle Öffnung auf zwölf bzw. 60 Stunden kommt, werden die Gewerkschaften und Betriebsräte umgangen. Das ist eine bewusste Schwächung der Arbeitnehmer und muss abgelehnt werden“, sagt AK-Präsident Dr. Kalliauer.
Die gesundheitliche Belastung nimmt bei langen Arbeitszeiten eindeutig zu: Beschäftigte, die über längere Zeit mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten müssen, schätzen ihre gesundheitliche Situation deutlich schlechter ein als jene, die 40 Stunden oder weniger pro Woche arbeiten müssen. Diese Einschätzung betrifft sowohl typische körperliche Beschwerden wie Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich als auch psychische Beschwerden wie Schlafstörungen oder Erschöpfung.
Mit längeren Arbeitszeiten steigt auch das Unfallrisiko: Studien untermauern, dass die Unfallhäufigkeit ab der achten Arbeitsstunde drastisch zunimmt. Denn längere Arbeitszeiten bedeuten schließlich auch einen Verlust an Leistung und Konzentration. Dass damit auch die Produktivität der Beschäftigten zurück geht, ist eine logische Folge. Nicht zuletzt zeigt sich jetzt schon, dass jene Beschäftigten, die häufig Überstunden machen müssen, unzufriedener in ihrem Beruf sind.
„Zusammengefasst viele stichhaltige Argumente, die gegen eine Ausweitung der Arbeitszeit sprechen. Warum das ÖVP und FPÖ in den Koalitionsverhandlungen trotzdem forcieren, ist mir unerklärlich“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. „Das ist ein Rückschritt ins 19. Jahrhundert. Dass den Arbeitnehmern das einfach so hingeknallt wird, ist ein starkes Stück.“
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