Ich habe endlich die unendlich große Ehre, diesen Film im TV ankündigen zu dürfen. Denn zum einen ist „Die unendliche Geschichte“ selten im ORF und zum anderen steht er seit 1984 in meiner Top-Ten der Fantasy-Filme.
In fast 40 Jahren, welche der Film nun alt ist, hat sich wahrlich viel getan in der Film-, TV- und Videotechnik; ebenso hat sich Verteilung, Konsum und Wahrnehmung der Werke verändert.
Doch so eine zeitlose Geschichte vom Wert der mächtigsten menschlichen Kraft namens „Fantasie“ kann und sollte unendlich lange faszinieren.
Die Botschaft des gleichnamigen Michael Ende Buches und der hier genannten Verfilmung des ersten Teils des Romans sollte uns zu allen Zeiten wichtig sein!
„Die unendliche Geschichte“
Zufällig entdeckt Bastian ein mysteriöses Buch in der Buchhandlung des alten Herrn Koreander. Der fantasievolle Junge beginnt die Geschichten über „Phantásien“ und dessen Bedrohung zu lesen. Er und wir Mitleser oder Zuseher werden immer tiefer in die Geschichte hineingezogen, werden zuerst unbewusst ein Teil davon.
„Phantásien“ ist ein magisches Reich, das sich von der Fantasie und den Träumen der Menschen nährt. Dieses Zauberland ist jedoch zunehmend vom „Nichts“ bedroht!
Vom „Winzling“ bis zum gewaltigen Felsenbeisser, von den jungen Kriegern des gräsernen Meeres bis zur uralten Morla, von den wunderschönen Tälern bis zum Elfenbeinturm beginnt alles zu verschwinden. Ausgelöst vom tristen Alltag auf der Erde und dem schwindenden Vorstellungsvermögen der Menschen beginnt sich Phantásien und seine Bewohner aufzulösen.
In jenem Elfenbeinturm, dem Herzen Phantásiens residiert die inzwischen kranke kindliche Kaiserin und schickt nach dem Krieger Atréju, der das Nichts bekämpfen solle.
Doch dann taucht anstelle des großen Kriegers ein kleiner Indianerjunge auf! Trotz aller Skepsis des hohen Rates wird dieser Atréju von der Kaiserin mit der Rettung Phantásiens beauftragt. Als Schutz bekommt er das sagenumwobene Amulett Aurýn.
Während Bastian die spannenden Bemühungen der Bewohner, ihr Reich zu retten, verfolgt, erkennt er immer stärker, dass er gemeinsam mit den fantastischen Helden diese andere Welt retten muss. Bastian wird immer klarer, dass er in dem geheimnisvollen Buch auch seine eigene Geschichte liest und dass seine eigene Stärke, sein Mut in Phantásien gebraucht werden!
Auch Atréju erkennt im Zauberspiegel den Menschenjungen, wie der eben das Buch liest. Doch es bleibt kaum Zeit, denn das Reich zerfällt, kaum mehr ein Baum, an dem sich der kleine Krieger festhalten kann – alles wird vom Nichts verschlungen: Die Fabelwesen und ihre Welt versinken nicht nur wie einst Atréju und sein treues Pferd Artax in den Sümpfen der Traurigkeit, sondern verwehen für immer in dunklen, schwarzen Wolken.
Nur ein Wesen hält sich tapfer in den Lüften: Der Glücksdrache Fuchur! Er war es auch, der den Helden aus dem Sumpf rettete und ihn von einem Brennpunkt der Geschichte zum anderen bringt. Wie etwa zu den Toren der Orakel.
Atréju gerät auch in eine Höhle mit Wandmalereien und hat viele Fragen: „Was ist denn das Nichts?“ Ausgerechnet ein Günstling der Macht des Nichts, der Werwolf „Gmork“ erzählt Atréju die Wahrheit. Doch der dunkle, gefährliche Informant folgt danach seiner Bestimmung und greift den Jungen an!
Schließlich erreicht auch die kindliche Kaiserin mit letzter Willenskraft den Menschenjungen Bastian und bestärkt ihn, allen seinen Mut zusammenzunehmen. Er müsse das tun, was ihm bereits unbewusst gewahr wurde: Er muss der Kaiserin einen Namen geben! Nur ein Menschenkind kann das!
Er schreit den Namen in die stürmische Nacht, welche beide Welten vereint: „MONDENKIND!“
Daraufhin ist Bastian tatsächlich zu Atréju nach Phantásien gelangt, steht im letzten Rest des Elfenbeinturms und tritt vor die Kaiserin. Diese überreicht dem Jungen ein leuchtendes Sandkorn – der letzte Rest, der von dem einst fantastisch schönen, großen magischen Reich übrigblieb. Sonst ist nur mehr Finsternis, ein „Nichts“ …
„Am Anfang ist es immer dunkel … doch Phantásien kann aus deinen Wünschen neu entstehen!“
Ob das gelingt?
Crew und Besetzung
Hauptdarsteller: Barret Oliver (Bastian) Noah Hathaway (Atreju) Tami Stronach (Kindliche Kaiserin) Moses Gunn (Cairon) Patricia Hayes (Urgl), …
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: Wolfgang Petersen, Herrman Weigel
Kamera: Jost Vacano, Franz Rath
Musik: Klaus Doldinger
Story: Michael Ende (Roman)
Künstlerische Differenzen zwischen Autor und Filmleuten
Wie so oft kann eine Verfilmung die literarische Welt nicht immer so abbilden, wie sie in der Fantasie des Schriftstellers erschien, als er versuchte, diese Eindrücke auf Papier zu bringen. Andererseits neigen Filmschaffende oft dazu, gewisse Passagen zugunsten cineastischer Publikumswirksamkeit wegzulassen, zu verändern. Manches war in den 80ern auch bloß technisch nicht umsetzbar.
Doch trotz der hier näher beschriebenen künstlerischen Differenzen kam die 60 Mio. DM teure Produktion im April 1984 zur Uraufführung. Und es bleibt der Fantasie überlassen, was dem Film wohl fehlen soll, um an die literarische Vorlage heranzukommen. Oder man liest das Buch …
Hier geht es aber um den ca. 100 Minuten langen Film „Die unendliche Geschichte“ und wie stark sich bereits dessen komprimierte Botschaft im Gedächtnis und Unterbewusstsein verankern kann.