NÖGKK zieht Bilanz zum Ausbau der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung

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Kasse hat Planungsziele für 2015 übertroffen; Psychische Gesundheit weiter im Fokus

 Die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) hat die Planungsvorgaben des Landes für die ambulante psychiatrische Versorgung mehr als erfüllt. Das Angebot konnte deutlich ausgeweitet werden. Dabei war die Kasse österreichweit Vorreiter bei der Einführung der Kinder- und Jugendpsychiatrie im niedergelassenen Bereich. Auch beim Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung konnte die Kasse Erfolge verzeichnen. So war sie etwa die erste, die einen unlimitierten Zugang zur Psychotherapie für Kinder umsetzen konnte. Die Psychiatriereform im stationären Bereich ist am Weg, aber noch nicht abgeschlossen. “Wir haben ein gutes Stück Arbeit erfolgreich erledigt. Die weitere Stärkung der Angebote im Bereich der psychosozialen Gesundheit muss allerdings dringend auf der Agenda bleiben. Es gibt noch viel zu tun”, erklärt der Obmann der NÖGKK Gerhard Hutter.

Ausbau im Bereich ambulante Psychiatrie

Der von Land und Sozialversicherungen 2010 erlassene “Regionale Strukturplan Gesundheit für Niederösterreich (RSG)” hat umfangreiche Änderungen in der psychiatrischen Angebotsstruktur bis 2015 vorgegeben. Dabei hat die NÖGKK das Ziel übernommen, die Anzahl der niedergelassenen Fachärzte mit Kassenvertrag um 8,6 Vollzeitäquivalente zu erweitern. Dieses Ziel hat die Kasse mehr als erfüllt:
Es wurden 9,5 zusätzliche Planstellen geschaffen. Davon fünf in Form von neuen Gruppenpraxen. Auf diesen Stellen sind insgesamt 13 zusätzliche Ärztinnen und Ärzte unter Vertrag genommen worden, zwei weitere kommen demnächst dazu. Sechs der zusätzlichen Planstellen wurden im neuen Sonderfach Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen. Damit war die NÖGKK die erste Gebietskrankenkasse, die hier eine gesamtvertragliche flächendeckende Lösung gemeinsam mit der Ärztekammer zustande gebracht hat. Die NÖGKK war somit Vorreiter in Österreich.

Schwerpunkt Suchterkrankungen

Ein weiterer Meilenstein in der Stärkung der psychosozialen Versorgung ist 2012 mit der flächendeckenden Umsetzung der kassenfinanzierten Substitutionstherapie durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gelungen. Der Modellversuch wurde evaluiert und als äußerst erfolgreich bewertet. Die NÖGKK konnte dieses Angebot kürzlich gemeinsam mit der Ärztekammer ausweiten und bis 2018 vertraglich fixieren. Mittlerweile führen mehr als 36 Ärztinnen und Ärzte unter detaillierten Qualitätsanforderungen die Substitutionstherapie in Niederösterreich durch.

Im Bereich der ambulanten Rauchertherapie zählt die NÖGKK mittlerweile qualitativ und quantitativ zu den führenden Bundesländern. Bei der Tabakprävention ist die NÖGKK Kompetenzzentrum für ganz Österreich. Die Angebote des bei der NÖGKK angesiedelten bundesweiten Rauchfrei Telefons wurden ausgebaut und umfassen nun auch zielgruppengerechte Angebote via Website, Social Media und Apps.

Reform der stationären Versorgung noch nicht abgeschlossen

Die Umstrukturierung und vor allem die Dezentralisierung der stationären psychiatrischen Versorgung im Rahmen der Landesklinikenholding sind in vollem Gange. Als größter Zahler des Spitalssektors hat die Kasse natürlich ein großes Interesse, dass die psychiatrischen Angebote der Kliniken den gemeinsamen Vorgaben entsprechen. Die Verlagerung von Gugging nach Tulln 2007 sowie die Kapazitätsverlagerung und Ausweitung von Zwettl nach Waidhofen/Thaya beginnend mit 2006 sind erfolgt. Ebenso konnte die Etablierung einer Fachabteilung im Badener Klinikum 2007/2008 durchgeführt werden. Der im RSG für 2015 vorgegebene Zielwert von 730 Betten konnte jedoch noch nicht erreicht werden. Gegenwärtig werden 655 Betten betrieben. Die Aufteilung der Bettenkapazitäten auf die fünf niederösterreichischen Versorgungsregionen entspricht auch noch nicht den Planungsvorgaben.

Ausweitung des psychotherapeutischen Angebotes

Ein Kernelement der psychosozialen Versorgung ist die 2003 durch die NÖGKK eingeführte kassenfinanzierte Psychotherapie. Heute gibt es Verträge mit zwei großen Anbieterorganisationen, die zusammen über 200 Therapeutinnen und Therapeuten über das Land verteilt im Einsatz haben. Zusätzlich wurden Verträge mit spezialisierten Vereinen für die Psychotherapie für bestimmte Personengruppen wie Kinder, Frauen, traumatisierte Flüchtlinge und Asylwerber oder Jugendliche mit Essstörungen abgeschlossen. Anlässlich des 2014 begangenen 10-Jahres-Jubiläums der “Psychotherapie auf Krankenschein” konnte im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung eine positive Zwischenbilanz gezogen werden:

+ Die kassenfinanzierten Psychotherapiestunden konnten um 33 Prozent gesteigert werden. Der diesbezügliche Aufwand der Kasse erhöhte sich in diesem Zeitraum um 87 Prozent.

+ Es wurde ein spezielles Notfallkontingent sowie ein spezielles Kontingent für Personen, die nach psychischen Problemen an einem Wiedereinstieg ins Berufsleben arbeiten (Stichwort “Burnout”), geschaffen. Dabei ist vor allem die neue Gruppe der Rehabilitationsgeld-Bezieherinnen und -Bezieher im Fokus.

+ 2013 wurde eine Clearingstelle für Psychotherapie geschaffen, die vor allem Hilfestellung beim Finden des richtigen Therapieplatzes und der richtigen Therapieform leistet.

Die NÖGKK war die erste Kasse, die seit 2014 den unlimitierten Zugang zur Psychotherapie für Kinder eingeführt hat. Dadurch wurden auch die Kontingente für Erwachsene deutlich ausgeweitet.
Psychische Gesundheit als Thema der Gesundheitsförderung
Die NÖGKK hat ihre Bemühungen im Bereich der Prävention psychischer Erkrankungen in den letzten beiden Jahren deutlich verstärkt und ausgeweitet. Dabei wurde und wird vor allem in drei Bereichen gearbeitet:

+ Verankerung des Themas “psychische Gesundheit” in der betrieblichen und der schuli-schen Gesundheitsförderung.

+ Kurs- und Vortragsreihen zu Burnout-Prävention, Work-Life-Balance, Anti-Stress-Strategien, Resilienz, Internetsucht, Gedächtnistraining für Jung und Alt, etc.

+ Großveranstaltungen zum Thema Mentale Gesundheit.

Die NÖGKK ist mittlerweile die Nummer eins unter den Gebietskrankenkassen was die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheitsförderung betrifft. Dabei ist die psychische Gesundheit neben den Themen Ernährung und Bewegung ein wichtiger Schwerpunkt.