Was ist ein “Transmediales Projekt zur Weltherrschaft”?

Der Online-Baukasten für Verschwörungstheorien ist nun offiziell online - doch das ist noch nicht das Ende ...

ORF, ARTE, SRG und BR starten transmediales Projekt Die Weltherrschaft
Ein Dokumentarfilm und Online-Angebot blickt hinter die Mechanismen medialer Weltherrschaftsmythologie | Foto: ORF/Junge Römer. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien

Pinky und der Brain wissen es, versuchen sie doch seit Jahrzehnten (erfolglos) “die Weltherrschaft an sich zu reißen” – doch nun wird dies von völlig anderer Seite doch noch geschehen …

Sprechende Katzen, Clowns oder Schnulzensänger werden die Macht übernehmen.
Dies wissen wir aus zuverlässigen Fake News Quellen und die totale Überwachung bestätigt dies seit der getürkten Mondlandung.

Ob Donald Trump oder der nächste Wirtshaus-Philosoph, die Allwissenden sind überall und berichten uns zb. über die Klimalüge, Chemtrails und wer die Twin-Towers wirklich zerstört hat.

Pinky und der Brain
Pinky und der Brain haben längst die Weltherrschaft an sich gerissen (oder versuchen es eben immer wieder …) | © JD Hancock / Lizenz

2-teiliges Transmediales Projekt

„Die Weltherrschaft“, ein Transmediales Projekt zu Verschwörungstheorien von ORF, ARTE, SRF und BR startet am 19. Juni 2017 erst mal mit einer Website und im Herbst gibt es einen Dokumentarfilm zum Thema.

Verschwörungstheorien erleben im Spannungsfeld von Social Media und Globalisierung eine „digitale Renaissance“: Von gezielten Attentaten über Chemtrails und den Klimawandel bis hin zu der von böswilligen Geheimbünden angestrebten Weltherrschaft reicht die Palette. Aber wie funktionieren diese Verschwörungstheorien? Wer oder was steckt dahinter und warum glaubt der moderne Mensch so bereitwillig an sie?

SPERRFRIST FÜR ALLE MEDIEN?

Detail am Rande: Diese Pressemitteilung wurde mit einer SPERRFRIST belegt: Medien durften nicht vor dem 18.06.2017 17:00 darüber berichten, konkret erst ab Montag, 19.6.
ABER: Die Beteiligten (Sender und Hersteller) publizierten dieses Projekt seit Monaten und einige 100 Medien veröffentlichten trotz Sperrvermerk.
Was da im Geheimen so abgeht …

Online-Baukasten für Verschwörungstheorien

ORF, ARTE, SRG und BR starten transmediales Projekt Die Weltherrschaft
Website mit Verschwörungstheorie-Baukasten | Foto: ORF/Junge Römer. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien

Im Rahmen des transmedialen Projekts „Die Weltherrschaft“, an dem ORF, ARTE, SRF und BR gemeinsam arbeiten, steht nun der Launch des Onlineangebots bevor:
Ab Montag, dem 19. Juni 2017, ist unter www.dieweltherrschaft.net ein Online-Baukasten für Verschwörungstheorien abrufbar, der einen spielerisch-satirischen Zugang zum Thema bietet und das Ziel hat, ihre Methoden, ihren Nutzen und ihre Nutznießer leichter durchschaubar zu machen.

Das umfangreiche Webangebot bietet einen interaktiven Zugang zum Themenkomplex und beleuchtet die immer wiederkehrenden Strukturen und Motive populärer Verschwörungstheorien. Denn bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass Verschwörungstheorien nicht selten nach ein und demselben Muster gestrickt sind: Es sei beweisbar, dass eine Gruppe von Verschwörern versuche, mit einer bestimmten Methode ein gemeinsames Ziel – die Weltherrschaft – zu erreichen.

Das Onlineangebot spielt mit diesem Muster und gibt den Userinnen und Usern die Möglichkeit, Videos mit neuen Verschwörungstheorien zu bauen – und diese über die sozialen Medien zu teilen. Aus folgenden Bausteinen besteht das Onlineangebot:

Baustein 1 – Die Verschwörer:

Im Mittelpunkt jeder Weltverschwörungstheorie stehen (Klein-)Gruppen mächtiger Individuen, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen. Der satirische Zugang des Videobaukastens soll auf die Mechanismen von Verschwörungstheorien hinweisen und hat aufklärenden Charakter. User/innen können aus vier Verschwörergruppen auswählen: Hauskatzen, Zahnärzte, Clowns und Schlagerstars. Alle vier haben eines gemeinsam: Sie sind nicht, wer sie vorgeben zu sein. Sie haben eine versteckte Agenda, sie belügen und manipulieren das Volk auf raffinierte wie böswillige Art, um ihre Machtposition immer weiter auszubauen. Sie haben versteckte übermenschliche Kräfte und eindeutig böswillige Absichten. Dabei machen sie sich zunutze, dass es in einer zunehmend komplexen Welt vielen Menschen leichtfällt, sich von der Idee eines allmächtigen, allgegenwärtigen Feindes verführen zu lassen.

Baustein 2 – Das Ziel:

Verschwörungstheorien beinhalten meist ein konkretes Ziel, das die Verschwörer erreichen wollen. In den meisten Fällen wollen sie bestimmte gesellschaftliche Strukturen erzwingen und die persönliche Freiheit des Einzelnen einschränken. Alles dreht sich um ihre Gier nach Macht, Geld und absoluter Kontrolle. Die Ziele, die die vier Verschwörergruppen im Onlineangebot verfolgen, sind: Reduktion der Weltbevölkerung, persönliche Bereicherung, Abschaffung der Demokratie oder der Dritte Weltkrieg. Verschwörungstheoretiker monieren nicht selten, dass der Öffentlichkeit diese offensichtlichen Ziele in der Regel gar nicht auffallen. Warum? Eine richtige Weltverschwörungstheorie liefert auch die Antwort auf diese Frage – siehe Baustein 3.

Baustein 3 – Die Methode:

Verschwörer versuchen mit ganz unterschiedlichen Mitteln, ihre Ziele zu erreichen. Die Gesellschaft kann nicht anders, als den hinterlistigen Methoden der Verschwörer auf den Leim zu gehen. Gezielte Attentate, biologische Kampfstoffe, gekaufte Medien und Politiker, Gedankenkontrolle, Hypnose, Entführungen und Doppelgänger, sogar Kriege, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angezettelt werden – bei der Beschreibung der konkret zur Anwendung kommenden Methoden lassen Verschwörungstheoretiker ihrer Kreativität freien Lauf. Die Ziele mögen oft identisch sein, aber der Weg zum Ziel – die Methode – macht eine Verschwörungstheorie erst einzigartig, anziehend und einladend. Im Onlineangebot stehen drei Klassiker zur Auswahl: Manipulation der Medien, biologische / technische Mittel sowie die Unterwanderung von Machtstrukturen.

Baustein 4 – Der Beweis:

Keine Verschwörungstheorie kommt ohne Beweisführung aus. Allerdings berufen sich Verschwörungstheoretiker in den seltensten Fällen auf empirisch überprüfbare wissenschaftliche Fakten. Oft bezieht man sich auf andere Verschwörungstheorien, die selbst schon keinen seriösen Hintergrund haben, oder nennt historische Beispiele mit ähnlichen Vorzeichen, die aber nur auf den ersten Blick tatsächlich etwas mit der Theorie zu tun haben. Diese „Beweise“ dienen hauptsächlich dazu, einen Rahmen des Möglichen, des Vorstellbaren um ihre Theorie zu bauen. Die User/innen des Onlineangebots können aus den Bausteinen geheime Studie, offizielles Schweigen, historische Beispiele oder eliminierte Zeugen auswählen.

Dabei sind 192 satirische Verschwörungsvideos mit insgesamt fast 400 Minuten Content möglich, die ab dem 19. Juni im Web und für mobile Endgeräte und Desktopbrowser unter frei kombiniert und weiter geteilt werden können.

Dokumentarfilm am 11. September 2017

Der zweite große Teil des Projekts, ein umfassender Dokumentarfilm zum Thema, wird zurzeit produziert und feiert rund um den 11. September 2017 bei diesen Sendern Premiere: ORF, BR, ARTE und SRF.

Quelle
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