Gleitsmann: „Unverzichtbares Instrument für mehr Qualität, Transparenz und Effizienz im Gesundheitswesen”
Die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) wird für die PatientInnen in Österreich Realität: Am kommenden Mittwoch, 9. Dezember, startet das System in den ersten Spitälern in Wien und der Steiermark. Gleichzeitig wird die erweiterte Version des ELGA-Portals für die Bürger bereitstehen.
Aus der Sicht der Wirtschaftskammer ist das ein wichtiger Schritt zu Gunsten der Patienten: „Behandlungswege werden transparenter, der Patient hat erstmals einen Überblick über seine Gesundheitsdaten, und teure Doppeluntersuchungen werden bald der Vergangenheit angehören“, so Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich.
Verbesserungspotentiale in der Praxis
In der Ausführung gebe es jedoch noch Verbesserungspotential, betont der WKÖ-Experte. Der Nutzen des Systems werde derzeit dadurch wesentlich eingeschränkt, dass der Patient alle Daten seiner Wahl ausblenden kann. „Was einerseits mehr Entscheidungsmöglichkeiten für den Einzelnen bedeutet, kann gleichzeitig eine Abschwächung der positiven Aspekte von ELGA bedeuten, wenn dieses sogenannte situative Opt-out das Bild verfälscht.“
Die Tatsache, dass Befunde aus der Vergangenheit nicht Bestandteil von ELGA sein werden, sieht Gleitsmann differenziert: „Es ist bedauerlich, dass bestehende Befunde nicht eingebunden werden. Andererseits wäre der administrative Aufwand für Eingabe und die Standardisierung der Daten für die Anwender ein schwer zu stemmender Aufwand.“
Bedenklich sei, dass die öffentliche Diskussion weniger um die Vorteile, sondern vielmehr um Datenschutzbedenken geführt wird. „Schon jetzt werden elektronische Gesundheitsdaten von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Ärzten gespeichert – oder liegen ungeschützt in Papierform vor. ELGA vernetzt nur bestehende Daten und kreiert keine neuen“, so Gleitsmann. „Neu ist außerdem, dass der Patient genau einsehen kann, wer wann auf seine Daten zugegriffen hat“.
Einen wesentlichen Qualitätsgewinn stellt die eMedikation dar. Diese startet aber zu spät, kritisiert der WKÖ-Experte: „Die eMedikation ist ein Herzstück von ELGA, daher ist es zu spät, wenn die österreichweite Anwendung erst nach der Pilotphase in Deutschlandsberg im ersten Halbjahr 2016 angepeilt wird. Hier sollten wir schneller in die Umsetzung gehen, damit der Nutzen für die Patienten rascher spürbar wird“.
ELGA kann jedenfalls nur nachhaltig erfolgreich sein, wenn sowohl bei der Implementierung als auch im laufenden Betrieb die Wirtschaft aktiv eingebunden wird. „Ein fairer Wettbewerb muss sicherstellen, dass ELGA nachhaltig effizient betrieben werden. Wir sind den Steuer-bzw. Beitragszahlern die effiziente Mittelverwendung ganz klar schuldig”, so Gleitsmann