Im Winter 2015 suchte sich ein kleiner, schwarzer Kater ein neues Zuhause und fand es bei uns. Eingerollt wie ein Kipferl lag das anfangs scheue Tier im Blumentopf auf der Terrasse. Doch schnell wurde “Kipferl” ein Familienmitglied und wuchs zu einem stattlichen Kater heran.
Einige turbulente Jahre später, der Palmsonntag 2020 war gerade vorbei und der selbstbewusste Freigänger wollte wie immer seine Mitternachtsrunde drehen. Den Ausgang nicht zu gewähren war unmöglich: wir und die Möbel, Türen usw. bekamen das spüren, wenn letztere nicht aufging.
Inzwischen konnte man ja fast die Uhr nach ihm stellen – er kam meist eine Stunde später wieder heim.
Schon eine Woche weg
Doch als bis um 3 Uhr früh und sogar am nächsten Morgen noch immer keiner an der Tür kratzte und Einlass begehrte, spürten wir: Hier ist was passiert! Nun ist es eine Woche, wo “Kipferl” spurlos verschwand. 😢
Klar wurde vieles unternommen: von der mehrfachen Suche in der ganzen Siedlung, im Ort über Zettel aufhängen, Leute befragen bis zur Meldung und Eintrag beim Tierheim Baden (+ deren FB-Site) und in Online-Suchregister wurde alles getan, was einem in der Aufregung einfällt.
Niemand hat was gesehen, nicht einmal der Straßendienst, welcher diesen Morgen die Fahrbahnen putzte.
Aufgeben tut man nur Briefe 🐾
Wir werden weiterhin selbst suchen, immerhin sind Katzen schon weit länger verschwunden und wieder aufgetaucht. Oft sogar dort, wo man schon 3 x suchte. Also, liebe Nachbarn, wundert euch nicht, wenn zB. ein verzweifeltes Herrli herumstreunt und an vielleicht ungewöhnlichen Orten durch die Gegend kriecht.
Vielleicht hat “Kipferl” auch jemanden geärgert? Hat sie wer gesehen und verjagt? Kann ja passieren.
So wie auch Menschen zeitweise überreagieren und es nicht so meinen, können auch die bravsten Tiere manchmal austicken und was anstellen. Ersteres lässt mit ein paar klärenden Worten regeln. Zweiteres schmilzt bloß mit einem Schnurren oder Blick dahin.
Die neue Normalität
Kein aufwecken um 05:00, kein belagern der Küche, keine Speiseplanvorschriften für die Dosenöffner, kein bestimmen des Tages- u Nachtablaufes, kein 10000x Tür auf/zu, kein wegräumen von Spielsachen, Mahlzeitresten, Haare. Kein Geplärre wegen Langeweile, keiner da über den man fällt oder Herrlis Lieblingsplatz besetzt.
Aber auch kein beruhigendes Schnurren, kein treuherziges beisammen sein, gemeinsames relaxen. Kein dankbarer Blick, wenn man das richtige Futter erwischte. Keine typischen Geräusche mehr im Haus, niemand kratzt an der Kastentür oder verfolgt ein Papierknäuel, keiner schmeißt einen Stapel Schachteln um.
Im Sommer werden wir keine 5 zerlegten Mäuse pro Morgen mehr geschenkt und bis zur Tür angeliefert kriegen. Auch der aufblasbare Whirlpool wird nicht mehr von der Katze “beschützt”. Zu Weihnachten wird keiner mehr die Standfestigkeit des Baums testen. Oder die …
Kipferl, wir vermissen dich!
Wo immer du auch bist, hoffentlich gehts dir gut.
Aber besser als bei uns kann’s nicht sein – also komm heim!
