„Einer von uns“ darf kein Kriterium bei Postenvergabe sein

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Brandstötter: Gezerre rund um neue_n Generaldirektor_in zeigt den Reformbedarf im ORF erneut auf. Trotz öffentlicher Hearings ist die Bestellung der neuen Leitung schon so gut wie gelaufen.

Anlässlich der morgigen Wahl der neuen ORF-Generaldirektorin oder des neuen Generaldirektors verlangt NEOS-Mediensprecherin Henrike Brandstötter weiter auf die Entpolitisierung und auf echte strukturelle Reformen im ORF. Die Bestellung der Leitung müsse auf neue, transparente und unpolitische Beine gestellt werden. „Egal, wer es wird, die neue Führungsperson wird eine Fülle an Herausforderungen schultern müssen: angefangen von der längst fälligen Digitalisierung, über den zentralen Newsroom, der Positionierung in der Streaming-Landschaft bis hin zum Dauerbrenner der Finanzierung mittels Werbe- und Teilnehmergebühren. Die ständige Einflussnahme von Parteien in den Freundeskreisen hat positive Veränderungen lange verhindert. Erst zuletzt hat das ÖBAG-Skandal deutlich in Erinnerung gerufen, wie parteipolitisch die Besetzung hoher Managementpositionen ist. Die Frage nach der Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist zu wichtig, als dass wir sie dem System Kurz überlassen dürfen.“

Aus mit dem ‚Kuhhandel‘ – jetzt Gremienreform umsetzen
Brandstötter pocht deshalb darauf, dass die neue ORF-Leitung eine echte Strukturreform anstößt und die Regierung die angekündigte Reform des ORF-Gesetzes endlich vorlegt: „In einem modernen Medienhaus hat Parteipolitik nichts verloren. Für echte strukturelle Veränderungen muss der ‚Kuhhandel‘ rund um die Bestellung der Leitungsfunktionen im ORF endlich beendet werden. Wir NEOS fordern eine Gremienreform, weg von den Freundeskreisen einzelner politischer Parteien, hin zu einer echten Hauptversammlung. Diese setzt sich durch geloste Personen aus der Bevölkerung, Repräsentantinnen und Repräsentanten von Institutionen der Zivilgesellschaft und einer Person pro Parlamentsklub zusammen und sorgt für transparente und faire Bestellung. Damit nicht mehr nur zählt, wen man kennt, sondern was man kann.“

FPÖ – Hafenecker: Der Ibiza-Untersuchungsausschuss hat den „tiefen Staat“ der ÖVP sichtbar gemacht!

ÖVP hat sich die wichtigsten Institutionen des Staates zu eigen gemacht – Republik muss sich aus der türkisen Umklammerung lösen!

Im Zuge einer Pressekonferenz präsentierte heute der freiheitliche Fraktionsführer im Ibiza-Untersuchungsausschuss NAbg. Christian Hafenecker den Bericht der FPÖ-Fraktion der Öffentlichkeit. Als wesentliche Erkenntnis dieses Ausschusses ortete Hafenecker einen „tiefen Staat“, den die ÖVP in Österreich errichtet habe, nachdem sie sich die wichtigsten Institutionen der Republik zu eigen gemacht habe.

So sei etwa das Innenministerium, das Justizministerium und auch das Finanzministerium mit Spitzenbeamten der Volkspartei besetzt. Dieses Netzwerk nutze die ÖVP hauptsächlich dazu, politische Vorteile zu generieren und die Machtfülle weiter auszubauen. Die ÖVP bediene sich dieser wichtigsten Schlüsselministerien, wenn es darum geht, die eigene politische Agenda zum Vorteil der Partei durchzusetzen. Dabei werde die Rechtslage generell so interpretiert, dass am Ende niemand aus der „Familie“ zu Schaden komme. „Aktuell“, so Hafenecker, „vergreife sich die Partie rund um ÖVP-Kanzler Kurz auch in völlig unverschämter Weise am ORF.“

Der Ibiza-Untersuchungsausschuss habe bereits zu Beginn seiner Tätigkeit einen erbärmlichen Schleiertanz zwischen der „Soko-Tape“ im Innenministerium und dem Kabinett des damaligen Übergangs-Justizministers Jabloner bezüglich der vermeintlichen parteipolitischen Befangenheit einiger ermittelnder Beamte offenbart. „Die ersten Aktenlieferungen brachten klar ein Sittenbild zum Vorschein, von dem sich ableiten ließ, dass im Zuge der zehn Ermittlungen sowohl im Justizministerium als auch im Innenministerium parteipolitische Einflussnahme im ganz großen Stil auf der Tagesordnung stand. Und je länger dieser Ausschuss dauerte, umso öfter stieß man bei den Befragungen auf eine Mauer des Schweigens und auf erschütternde Gedächtnislücken. Wenn ein 39-jähriger Mann sich über 80 Mal nicht an jene Dinge erinnern kann, die er vor zwei oder drei Jahren gemacht hat, dann zeugt dies einerseits von einer massiven Verächtlichmachung der parlamentarischen Kontrolle und andererseits wirft es eine deutliche Schlagseite auf die Qualifikation dieses Ministers“, sagte Hafenecker.

„Während sich die ÖVP noch bemühte, den Schwerpunkt der ersten Befragungen rein auf das ‚Ibiza-Video‘ zu legen und im Zuge des ‚Casino-Komplexes‘ die eigenen Parteigänger möglichst außen vor zu lassen, fokussierte sich das öffentliche Interesse immer stärker auf das ‚System Kurz‘, das den eigentlichen Kern der Untersuchungen bildete. Die Käuflichkeit von Schlüsselpositionen fand durch Sebastian Kurz offensichtlich Einzug in die politische Realität der Republik. Für eine entsprechende ‚Wahlkampfspende‘ haben sich Vermögende ab 2017 in die Entscheidungsgremien der Republik einkaufen können. Finanzielle Zuwendungen sind seit der ÖVP-Übernahme durch Kurz gelebte Praxis und viele der Spender erwarten sich nicht nur Aufsichtsräte oder gar Mandate. Insbesondere Unternehmer drängen darauf, dass die ÖVP-Politik ihre Interessenslagen vertritt – auch wenn diese die Arbeitnehmerinteressen konterkarieren“, erklärte Hafenecker.

„Die Bedeutung des Spendensammelns zur Erlangung der Macht durch Kurz ergibt sich zudem aus umfangreichen Unterlagen, die 2017 unter dem Titel ‚Projekt Ballhausplatz‘ den Weg in die Medien gefunden haben. Entgegen den Beteuerungen maßgeblicher ÖVP-Verantwortlicher dürfte es sich dabei nicht bloß um eine unverbindliche Ideensammlung gehandelt haben, sondern um einen detaillierten Plan, der auch in weiten Bereichen umgesetzt wurde. Im Kern handelte es sich beim ‚Projekt Ballhausplatz‘ um einen ‚Marschplan‘, um ein ‚Strategiepapier‘, wobei jeder Schritt der ‚Neuen ÖVP‘ – von der Übernahme der Obmannschaft durch Kurz über die Akquisition von Spendengeldern für den sündteuren Wahlkampf bis hin zur den ‚Quereinsteigern‘ alle wesentlichen Punkte in einer umfassenden Stakeholder-Analyse beschrieben wird“, berichtete Hafenecker.

„Der Ibiza-Untersuchungsausschuss hat die interessierte Öffentlichkeit ein wenig durch das Schlüsselloch der Republik schauen lassen. Viele Sachverhalte – etwa die Umstände der Bestellung von Thomas Schmid zum ÖBAG-Alleinvorstand – wären ohne parlamentarische Kontrolle nie an die Öffentlichkeit gelangt. Die Weigerung der Regierungsparteien, den Untersuchungsausschuss zu verlängern, ist angesichts der Fülle noch nicht vollständig aufgearbeiteter, weil viel zu spät gelieferter Akten umso ärgerlicher, bedürfen doch zahlreiche weitere Themenkomplexe einer politischen Aufarbeitung. Umso wichtiger ist eine weitere politische Untersuchung und die Verständigung der Opposition auf jene Themenfelder, die von der Volkspartei bis heute streng unter Verschluss gehalten werden“, betonte Hafenecker.

Unterwerfung die zum totalen Konflikt führt, sieht man auch hier.

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