Sicher eine der besten Ideen des Jahres: Fahrphysik hautnah erleben statt nur Theorie büffeln. Die Pressevorführung beim ÖAMTC war auch der “Actionreichste” Schultag – und mit hohen Lernfaktor.
Wie viele Nachrichten wir schon bringen mussten, wo die jüngsten der motorisierten Verkehrsteilnehmer dran glauben mussten: kaum ist der Führerschein gemacht gehts raus auf die Straßen und rein ins Vergnügen. Wie es zu oft endet, ist bekannt, denn mangelnde Fahrpraxis kann durch noch so gute theoretische Kenntnisse nicht ersetzt werden.
Es gab schon viele Versuche, die Jungen von Blödheiten im Straßenverkehr abzuhalten: Ich kann mich an die Plakatwände der 70er Jahre erinnern, wo man am Baum zerschellte Mopeds zeigte, daneben das Leichentuch. Andere machten Filme wie das leider nicht mehr gezeigte ORF-Fernsehspiel von straden-aktiv: “So frei sind wir in der Samstagnacht” (1986), wo die dramatischen Folgen eines Discobesuchs gezeigt wurden.
Doch halfen diese Maßnahmen wirklich was? Möglich, wenn sich dadurch nur einer der Frischlinge am Steuer vorher einbremste war und ist schon sehr viel gewonnen.
Doch die hier vorgestellte Idee ist einfach genial und wird einen nachhaltigen Eindruck vermitteln:
Aquaplaning Schleuderkurs statt trockene Mathe
“Doppelte Geschwindigkeit ist 4-facher Bremsweg.” Was rasch berechnet werden kann, ist aus der Sicht von Jugendlichen nicht immer nachvollziehbar.
Deshalb haben der Landeschulrat für Niederösterreich und die ÖAMTC Fahrtechnik mit “Fahrphysik erleben” ein in Österreich einzigartiges Modell entwickelt, bei dem Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren Inhalte des Physikunterrichts erleben, erfahren und somit einfacher verstehen können.
Am 11.11.2016 wurde es im Fahrtechnik Zentrum Melk vorgestellt. ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold erklärt: “Bei diesem Programm erleben die Jugendlichen im sicheren Rahmen was passiert, wenn man an die Grenzen der Physik stößt. Es ist eine Erfahrung, die auch noch in Erinnerung ist, wenn die Schüler später einmal selbst das Steuer übernehmen.”
Man kann die Technik beherrschen, aber die Physik nicht austricksen
Bei der Presseveranstaltung haben Schüler des G/RG Sachsenbrunn hautnah erlebt, dass die Gesetze der Physik für alle gelten und es nicht nur um Auswendiglernen von Theorie geht.
So nahmen die Jugendlichen bei erfahrenen Instruktoren der ÖAMTC Fahrtechnik im Auto Platz. Kurvenfahren, Aquaplaning und Schleudern standen am Programm.
“Bei all diesen Dingen spielen viele physikalische Faktoren eine Rolle. Am Ende ist es aber meistens die richtige Geschwindigkeit, die den Unterschied ausmacht. Ich kann zwar die perfekte Technik beherrschen, aber nicht die Physik austricksen. Das möchten wir den Schülern mitgeben – noch bevor sie ihren Führerschein machen“, so Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik.
In einem speziellen Gurtschlitten konnten sie spüren, wie es sich anfühlt, wenn man nur mit einer Geschwindigkeit von fünf Km/h abrupt abgebremst wird. “Da drückt’s dich ordentlich in den Gurt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Kräfte schon so stark sind”, sagte der 15-jährige Maximilian Bauer.
Mehr Bilder dazu:
Exkursion ab nun fix im Unterricht eingeplant
“Fahrphysik erleben” bietet die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Die Schüler werden im Physikunterricht auf dieses sehr wichtige Thema nicht nur vorbereitet, sondern durch begleitende Materialien, die von Physiklehrkräften ausgearbeitet wurden, unterstützt.
“Darüber hinaus leisten wir mit dem Projekt einen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit für diese jugendliche Zielgruppe. Darum haben wir uns entschlossen, seitens des Landesschulrates diese Exkursion als fixen Bestandteil des Unterrichts für die 9. und 10. Schulstufe in die Jahresplanung aufzunehmen“, so Johann Heuras, Amtsführender Präsident des Landesschulrates für Niederösterreich.
Über das Programm “Fahrphysik erleben”
Das Programm richtet sich an Mittelschulen ab der 9. Schulstufe. Es ist kostenlos und auf drei Einheiten á 50 Minuten ausgelegt. Bei Interesse können Lehrer ihre Klasse unter [email protected] anmelden. Das Programm steht derzeit in den niederösterreichischen Fahrtechnik Zentren in Teesdorf und Melk zur Verfügung.
Quelle
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