Missbrauch: Schönborn hinterfragt kirchliche Strukturen

Pexels / Pixabay License

Kardinal im TV-Gepräch mit ehemaliger Ordensfrau – Machtungleichheit ist „Uraltsünde“ in der Kirche.

Update: 8.2. 2019 Hier ein weiterer Bericht.

Die katholische Kirche hat in der Frage des Missbrauchs noch viel Arbeit vor sich.
Es braucht noch mehr entsprechendes Bewusstsein bei den Verantwortungsträgern und strukturelle Reformen.
Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Mittwochabend in einer TV-Dokumentation im Bayerischen Rundfunk (BR) betont.
Schönborn unterstrich, dass es Strukturen und Systeme in der Kirche gibt, die Missbrauch begünstigten.
Dabei gehe es vor allem um ein Machtungleichgewicht, eine „Dynamik des Schweigens“ und nicht selten ein übersteigertes Priesterbild, welches die Gefahr des „Autoritarismus“ berge.

Im Mittelpunkt der TV-Dokumentation „Missbrauch in der katholischen Kirche: Eine Frau kämpft um Aufklärung“ stand ein Zusammentreffen zwischen Kardinal Schönborn und der ehemaligen Ordensfrau Doris Wagner. Der Kardinal hatte Wagner in den Studios des BR zu einem mehrstündigen Gespräch getroffen.

Kritisch äußerte sich Schönborn in dem Gespräch über eine kirchliche „Dynamik des Schweigens“ und ein übersteigertes Priesterbild, in dem der Priester als „sakral, unberührbar, der Herr Pfarrer“ erscheine. „Wenn dieses Priesterbild vorherrscht, ist natürlich Autoritarismus die ständige Gefahr. Der Pfarrer bestimmt alles.
Es ist die Gefahr, dass der Pfarrer sich mehr leisten darf als die anderen„, erklärte Schönborn.
Diese Machtungleichheit sei eine „Uraltsünde“ in der Kirche.
Der Kardinal berichtete zudem, in seiner Jugend selbst einen sexuellen Übergriff erlebt zu haben: Ein Priester, den er grundsätzlich sehr schätzte, habe versucht, ihn zu küssen.

In ihrem Buch „Nicht mehr ich. Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau“ hatte Doris Wagner 2014 über Missbrauchserfahrungen in der Gemeinschaft „Das Werk“ berichtet. Wagner war Mitglied der Gemeinschaft.
Sie berichtet, wie sie als Ordensfrau spirituell und sexuell missbraucht und belästigt wurde.
In der Kirche stieß sie lange Zeit auf taube Ohren.
Besonders schmerzhaft sei es gewesen, so Wagner im Gespräch mit Schönborn, dass ihr so lange niemand glauben wollte.

Der Kardinal räumte ein, dass er oft abfällige oder ironische Bemerkungen von Geistlichen gegenüber Ordensfrauen vernommen habe, denen nur die Funktion des Dienens zugestanden wurde.
Doch das sei sicher nicht das Zukunftsmodell, so der Wiener Erzbischof.
Die Missbrauchskrise werde auch die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche in ein neues Licht rücken, zeigte sich der Kardinal überzeugt.

Schönborn räumte weiters ein, dass in der katholischen Kirche in der Vergangenheit viel zu sehr die Moraltheologie mit ihrer Fixiertheit auf Sexualität im Mittelpunkt gestanden sei.
Andere Themen wie die Soziallehre seien demgegenüber in den Hintergrund getreten.

Einmal mehr warnte der Kardinal indes vor allzu großen Erwartungen im Hinblick auf die anstehende Bischofsversammlung zum Thema Missbrauch Ende Februar im Vatikan. Schönborn bedauerte, dass es in der Kirche, weltweit gesehen, immer noch kein gemeinsames Bewusstsein in dieser Frage gebe. Nicht alle Bischöfe und Kardinäle würden das Missbrauchsthema gleich bewerten.
Er könne nur hoffen, dass sich alle Teilnehmer aufrütteln und auch erschüttern ließen und dass ein „Heilungsprozess“ die Kirche wirklich erneuere.

Doris Wagner äußerte in dem Kontext die Erwartung, dass sich die Bischöfe in Rom auch mit Missbrauchsopfern treffen und ihnen zuhören.

Das Gespräch von Kardinal Schönborn mit Doris Wagner ist über die Mediathek des BR-Fernsehens abrufbar. (Infos: www.br.de/mediathek)

Quelle
Link zum Originalartikel, bzw. zur Quelle des hier zitierten, adaptierten bzw. referenzierten Artikels (Keine Haftung bez. § 17 ECG)


Disclaimer

  • Wir verweisen hiermit auf den Ausschluss der Verantwortlichkeit bei Links und betonen ausdrücklich, dass wir die im Abs. 1 des § 17 ECG genannte Überprüfung etwaiger Rechtswidrigkeit im verlinkten Inhalt nicht immer gewährleisten können.
  • Der Betreiber und die Autoren dieser Website sind weder Juristen, noch beschäftigen sie solche, dürfen und können daher keine Rechtsgutachten über externen Content erstellen.
  • Der Pflicht gem. Abs. 2, § 17 ECG kommen wir erst nach Einlangen qualifizierter Hinweise der Justizbehörden nach. Dennoch beachten wir auch Hinweise daran beteiligter jur. wie phys. Personen und versuchen objektiv zu bleiben.
  • Artikel, Beiträge, Seiten usw. sind mit Quellangaben versehen, soweit diese bekannt und nötig sind. Dabei gibt es 4 Abstufungen:
    - "APA-OTS-Originaltext Presseaussendung unter ausschließlicher inhaltlicher Verantwortung des Aussenders!" bedeutet, dass diese Veröffentlichung kein von uns produzierter redaktioneller Content ist, sondern eine Verteilung im Sinne des APA Disclaimers (§ 17 ECG muss hier also nicht explizit angegeben werden).
    - "Link zum Originalartikel, bzw. zur Quelle des hier zitierten, adaptierten bzw. referenzierten Artikels (Keine Haftung bez. § 17 ECG)" besagt das Gleiche wie oben, gilt aber für allen Content, welcher nicht, oder nicht nur von APA-OTS kommt. Hier dürfen auch eigene Einleitungen, Anmerkungen und Fußnoten dabei sein. (§ 17 ECG gilt dennoch)
    - "Redaktionelle Adaption einer per APA-OTS verbreiteten Presseaussendung." heißt, dass von APA-OTS verbreiteter Content von uns in weiten Teilen verändert, angepasst, ergänzt wurde. Hier deklarieren wir keinen vollen Haftungsausschluss für den gesamten Content des jeweiligen, so gekennzeichneten Artikels. (§ 17 ECG gilt aber weiterhin für Aussagen des Urhebers.)
    - "Quelle wird teilweise genannt, aber aus rechtlichen Gründen (§ 17 ECG) nicht verlinkt" bedeutet, dass die Quelle zwar genannt wird oder werden musste, wir aber aufgrund der nicht möglichen Prüfung auf rechtliche Korrektheit, Wahrheit des externen Inhalts keinen Link setzen.
  • Wir sind nicht verantwortlich für die Offenlegung persönlicher Daten beteiligter jur. wie phys. Personen in und auf verlinkten Webseiten, sowie in den URLs und deren Linktext.
  • Ebenso teilen wir nicht zwingend deren Ansichten, sondern machen die Unschuldsvermutung für alle jur. wie phys. Personen und alle Vorwürfe gegen jene geltend. Dies gilt insbesondere für die eigene Berichterstattung, welche nach dem öst. Mediengesetz erfolgt, soweit wir als Nicht-Juristen dieses verstehen.
  • Wir stehen nicht in (ge)werblichen Zusammenhang mit uo. zu den Betreibern der verlinkten Webseiten.
  • Etwaige Empfehlungen in diesem Bericht sind keine Rechtsberatung!
  • Der Begriff "Abmahnanwalt" bezeichnet Juristen, welche überwiegend u.o. ausschließlich von (meist ungerechtfertigten, überzogenen, rechtlich fragwürdigen) Abmahnungen leben und soll keine Herabwürdigung von Kanzleien darstellen, welche dies innerhalb gesetzlich verankerter Regeln tun.
  • Jener Disclaimer soll sich nicht über gültiges Recht hinwegsetzen und hat aufgrund der nicht Vertrags-gebundenen Wirksamkeit hpts. informativen Charakter.
  • Bitte beachten Sie in dem Zusammenhang auch unsere AGB.