Neun von zehn Österreichern gegen Tempo 80 auf Freilandstraßen

dassel / Pixabay

Tempo 80 kein Allheilmittel für Verkehrssicherheit, kaum Umwelt-Effekte.

Flächendeckendes Tempo 80 auf Freilandstraßen ist heute Thema in einer vom Umweltbundesamt veranstalteten Tagung. Der ÖAMTC sieht das sehr skeptisch. Eine Ende Oktober durchgeführte repräsentative Online-Umfrage unter ÖAMTC-Mitgliedern zu Tempolimits auf Freilandstraßen brachte ein eindeutiges Ergebnis: 88 Prozent halten die aktuell zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h für angemessen, eine Reduktion von 100 km/h auf 80 km/h lehnen fast drei Viertel der Befragten explizit ab. “Auf die Nachfrage, welches Tempolimit auf Freilandstraßen gelten sollte, wollen 69 Prozent alles beim alten belassen, 15 Prozent wünschen sich eine Erhöhung, nur 10 Prozent treten für eine Reduktion des Tempolimits ein”, fasst ÖAMTC-Chefjurist Martin Hoffer die Ergebnisse zusammen. Für Hoffer bestätigt die Umfrage die Linie des ÖAMTC, der die Herabsatzung der generellen Höchstgeschwindigkeit auf Freilandstraßen als Überreglementierung ablehnt.

Als negative Folge einer möglichen Temporeduktion haben 70 Prozent der Club-Mitglieder die Sorge, dass dadurch gefährliche Überholmanöver gefördert würden. 50 Prozent der Befragten befürchten mehr Geschwindigkeitskontrollen, 43 Prozent bemängeln den möglichen Zeitverlust und 38 Prozent die Gefahr geringerer Aufmerksamkeit. Als mögliche positive Folgen nennen 25 Prozent der Befragten “weniger Spritverbrauch”. Nur jeder Fünfte führt “weniger Lärm/Schadstoffe” und “Unfallreduktion” an.

Seriöse Rückschlüsse aus der Unfallstatistik nicht möglich

Auch wenn laut Unfallstatistik die meisten Verkehrstoten (62 Prozent) in Österreich auf Freilandstraßen zu beklagen sind, zieht eine Analyse der ÖAMTC-Unfallforschung den Effekt der Herabsetzung der generellen Höchstgeschwindigkeit in Zweifel. “Rund 36 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden auf Freilandstraßen ereignen sich in Bereichen mit bis zu 80 km/h zulässiger Höchstgeschwindigkeit”, erläutert der Club-Jurist (Quelle: Statistik Austria). Ca. ein Drittel aller auf Freilandstraßen Getöteten ist zudem in Kurvenbereichen zu beklagen. “Dort ist die Wahl der geeigneten Geschwindigkeit entscheidend, die theoretische Höchstgeschwindigkeit spielt nur eine untergeordnete Rolle”, so Hoffer.

Unterschätzte Faktoren beim Unfallgeschehen auf Freilandstraßen sind auch die Missachtung der Gurtanlegepflicht (19 Prozent aller Getöteten) und die Anpassung der Geschwindigkeit an die tatsächlichen Straßenverhältnisse: 60 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit passieren bei Nässe und Schnee. “Generelles Tempo 80 ist kein Allheilmittel. Wenn man bei der Straßeninfrastruktur gezielt auf Probleme vor Ort eingeht – auch mit lokalen Tempolimits und präzisen Gefahrenwarnungen – bringt das mehr”, folgert der ÖAMTC-Chefjurist.

Umwelt-Auswirkungen kaum messbar

Auch mögliche positive Effekt auf die Umwelt werden vom ÖAMTC relativiert. Hoffer: “Berechnungen der TU Wien zeigen, dass ein generelles Tempolimit von 80km/h auf Freilandstraßen die Verringerung von Stickoxiden bis zum Jahr 2020 kaum beeinflussen würde. Bezogen auf die gesamte Schadstoffbelastung unserer Luft, reduziert Tempo 80/100 die Kohlenwasserstoff-Emissionen (HC) gar nicht, NOX um bestenfalls zwei Prozent.” Das liegt vor allem daran, dass die hohen Verkehrsleistungen meist im Kolonnenverkehr erbracht werden und damit eine niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit gefahren wird. Einzelne schnellere Fahrzeuge zur verkehrsärmeren Zeit verändern daran nichts.

Zwischen 20. Oktober und 1. November wurden über ÖAMTC AM.PULS 1.506 Interviews repräsentativ für ÖAMTC-Mitglieder ab 18 Jahren in ganz Österreich erhoben. Drei Viertel der Befragten benutzen mindestens mehrmals pro Woche Freilandstraßen.

Quelle
Redaktionelle Adaption einer per APA-OTS verbreiteten Presseaussendung.