Österreichs abfallwirtschaftlicher Green Deal

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Die heimische Ressourcen- und Abfallwirtschaft stellt für 2020 ehrgeizige Pläne vor und fühlt sich durch den Green Deal der Europäischen Union in ihren Zielen bestätigt. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) sieht drei konkrete Schwerpunkte in diesem Jahr, um den Weg zur Kreislaufwirtschaft zu stärken und die Bedeutung von Recycling für den Klimaschutz deutlich zu machen: das Kunststoffrecycling deutlich steigern, die Primärrohstoffe in der Industrie durch Rezyklate ersetzen und die Batteriesammelquote auf 75 Prozent erhöhen.

Der vor kurzem von der EU verkündete „Green Deal“ wird als Quantensprung für die Kreislaufwirtschaft gesehen. Wie sich der von der EU gestaltete Aktionsplan in Bezug auf die österreichische Abfallwirtschaft jetzt schon umsetzen lässt, stellt der VOEB mit drei konkreten Schwerpunkten vor: die Erreichung der EU-Recycling-Kunststoffquote durch Investitionen in neue Sortieranlagen; die Forderung nach dem systematischen und verpflichtenden Ersatz von Primärrohstoffen durch Rezyklate und schließlich der sachgemäßer Umgang mit Lithiumbatterien zur Vermeidung von gefährlichen Bränden in Abfallwirtschaftsbetrieben. VOEB-Präsident Hans Roth: „Übergeordnetes Ziel ist und bleibt auch 2020 der Ausbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, um Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen.“

Green Deal will Wachstum mit Umweltschutz vereinen

Emissionen einsparen und trotzdem das Wirtschaftswachstum beschleunigen? Was sich wie ein Widerspruch liest, könnte durch den europäischen „Green Deal“ Wirklichkeit werden. Bis März 2020 wird der neue Aktionsplan mit einem Innovationsbudget von 10 Milliarden Euro vorgestellt. So sollen Rezyklate maßgeblicher als zuvor zur Substitution von Primärmaterialen beitragen und somit die Basis für eine ökologische Modernisierung schaffen. Alle Verpackungen auf dem EU-Markt müssen bis 2030 wiederverwendbar oder recycelbar sein. Auch ein Produktpass ist geplant, der über Herkunft, Zusammensetzung, Reparatur, Demontage und Entsorgung informiert.

Kunststoffrecycling auf 150.000 Tonnen erhöhen

Österreich geht mit gutem Beispiel voran: Die Branche ist stolz auf beachtliche Sammelquoten bei Papier, Glas, Metalle oder Verpackungen. Bei Kunststoff allerdings erreicht Österreich derzeit eine Recyclingquote von nur 25 Prozent und muss diese bis 2025 um das Doppelte – nämlich auf mindestens 50 Prozent – erhöhen. Das bedeutet, dass statt 78.000 Tonnen über 150.000 Tonnen recycelten Kunststoff produziert werden müssen. Die österreichischen Recyclingbetriebe verfügen bereits heute über das nötige Know-how, um aus dem gesammelten Kunststoff Rezyklate in bester Qualität zu erzeugen. Aber um diese Menge zu erreichen, sind enorme Investitionen in neue Sortieranlagen notwendig – die Branche schätzt dieses Investitionsvolumen auf über 150 Millionen Euro, damit Österreich die Vorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftsgesetzes erfüllen kann. Roth ergänzt: „Wir sind bereit, in unsere Anlagen massiv zu investieren. Aber wir brauchen politische Rechtssicherheit und attraktive sowie langfristige Rahmenbedingungen, um die Infrastruktur gemäß den EU-Vorgaben zu erneuern.“

Markt für Sekundärrohstoffe stärken

Zu diesen Rahmenbedingungen gehört die Stärkung des Marktes für Sekundärrohstoffe. Denn derzeit ist es für die Industrie oft günstiger, Primärrohstoffe anstatt Rezyklate zu verwenden. Deshalb hat es sich der VOEB zum Ziel gesetzt, einen robusten und integrierten Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe zu schaffen. Roth: „Das wird nicht ohne eine verpflichtende Quote für den Einsatz von Rezyklaten in der industriellen Produktion gehen. Auch die öffentliche Beschaffung muss mit Vorbildwirkung vorangehen und nachhaltige Produkte aus Rezyklaten priorisieren.“ Weitere Maßnahmen reichen von Informations- und Beratungskampagnen für die Bevölkerung, um die Nachfrage nach recycelten Produkten zu steigern, bis hin zu innovativem Produktdesign – all diese strukturellen Änderungen können die Schaffung eines Sekundärrohstoff-Marktes positiv beeinflussen.

Batterie-Sammelquote auf mindestens 75 Prozent erhöhen

1,4 Millionen brandgefährliche Lithiumbatterien aus etwa Handys, Laptops und blinkenden Kinderschuhen landen jährlich im Restmüll – Tendenz steigend. Falsch entsorgt sind sie leicht entzündbar und verursachen so eine massive Zunahme von gefährlichen Bränden bei Abfallwirtschaftsbetrieben, mit teils verheerenden Folgen. Um diese Entwicklung zu stoppen fordert der VOEB, die Batterie-Sammelquote auf mindestens 75 Prozent zu erhöhen. Die Bevölkerung wird dazu aufgerufen, Produkte mit Lithiumbatterien ausschließlich in den dafür vorgesehenen Sammelboxen im Handel oder bei Altstoffsammelzentren getrennt zu entsorgen. Aber auch die Hersteller sind gefragt: Elektro- und Elektronikgeräte sollten so konzipiert sein, dass Batterien entsprechend gekennzeichnet und durch den Endnutzer ausbaubar sind.

Über den VOEB:
Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ist die freiwillige Interessensvertretung der kommerziell geführten Entsorgungsunternehmen in Österreich. Der Verband vertritt derzeit über 220 Mitgliedsunternehmen und repräsentiert somit zwei Drittel – gemessen am Umsatz bzw. an den Beschäftigten – der privaten österreichischen Entsorgungsbetriebe. Die Branche beschäftigt direkt und indirekt ca. 43.000 Mitarbeiter, entsorgt rund zwei Drittel des gesamten in Österreich anfallenden Abfalls in 1.100 High-Tech-Anlagen und erwirtschaftet Umsätze in der Größenordnung von 4 Mrd. Euro pro Jahr.

Quelle
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