Volkshilfe: Arme Kinder werden abgestempelt

Volkshilfe: Arme Kinder werden abgestempelt
Erich Fenninger stellt dar, wie arme Kinder abgestempelt werden & erklärt, was das mit der Mindestsicherung zu tun hat. | Foto: Herwig Prammer

Fenninger fordert dasMindeste, um Menschen vor Armut und Ausgrenzung zu schützen.

Wie die kürzlich präsentierte Erhebung der Arbeiterkammer in fünf Bundesländern zeigt, kostet der Schulalltag Österreichs Eltern viel Geld. Es fallen Kosten für zusätzliche Schulbücher, für Kopien oder den Spind an. Hinzu kommen die Kosten für Sportwochen, Sprachwochen und Schulausflüge. Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich: „Dass der Schulbeginn für viele Familien eine nicht zu bewältigende Herausforderung darstellt, ist in unseren Sozialberatungsstellen und vor allem auch bei den Anlaufstellen der Kinder- und Jugendhilfe offensichtlich. Die Freude des Schulbeginns wird vom finanziellen Mangel, der Eltern und Kinder belastet, überschattet“.

Fenninger zeichnet ein trauriges Bild von der Situation vieler von Armut betroffener Familien: „Arm sein heißt für Kinder weit mehr, als kein Geld zu haben. Es bedeutet Scham und schmerzhafte Ausgrenzung vom ersten Schultag an, wenn an Ausflügen nicht teilgenommen werden kann oder das Geld für Schulmaterialien fehlt“, so der Direktor. Der finanzielle Mangel würde den MitschülerInnen, deren Eltern und vor allem auch den PädagogInnen ein negatives Bild vom Umfeld des betroffenen Kindes vermitteln, sagt Fenninger. „Das bedeutet Benachteiligung von Anfang an. Arme Kinder werden bereits in den ersten Schultagen ‚abgestempelt‘, was negative Folgen bis ins Erwachsenenalter nach sich zieht – denn eine geringe formale Bildung erhöht das Armutsrisiko“, sagt Fenninger. Was das Umfeld häufig rasch als Vernachlässigung der Eltern betrachtet, ist in Wahrheit Armut.

Volkshilfe startet Kampagne für das Mindeste

1,2 Millionen Menschen sind in Österreich armutsgefährdet. Während VertreterInnen neoliberal gesinnter Gruppen von Faulheit und Sozialschmarotzern sprechen, sind beinahe 300.000 Menschen trotz Arbeit arm. Viele von diesen beziehen als sogenannte „AufstockerInnen“ die Bedarfsorientierte Mindestsicherung. „Auch Arbeit schützt vor Armut nicht. Jene Jobs, die einen stabilen, existenzsichernden Arbeitsplatz und soziale Absicherung beinhalten, werden immer weniger“, so Fenninger.

Genau aus diesen Gründen sei die Kürzung der Mindestsicherung keine Alternative: „Die Mindestsicherung ist das Mindeste, um Menschen vor Armut und Ausgrenzung zu schützen. Sie hat zum Zweck, die notwendigen Hilfen zur Führung eines menschenwürdigen Lebens sicherzustellen. Sie schützt Kinder, Jugendliche, Alleinerziehende, PensionistInnen und Menschen mit Beeinträchtigungen vor absoluter Armut und Obdachlosigkeit“. Fenninger betrachtet die Bedarfsorientierte Mindestsicherung als Errungenschaft des Sozialstaates: „Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde. Der Abstand zwischen Mindestsicherung und Arbeitseinkommen muss größer werden. Die Lösung ist jedoch nicht die Kürzung bei den Ärmsten der Armen, sondern ein gerechter Mindestlohn“.

Quelle
Redaktionelle Adaption einer per APA-OTS verbreiteten Presseaussendung.