Wie uns Politik verwirrt: Im Radiointerview ortet Dr. Bachinger eine angeblich „grottenschlechte“ Qualität der Gemeindeärzte

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„Es ist ein Skandal und ich verwehre mich gegen einen derartigen Rundumschlag gegen die niedergelassenen Ärzte in Niederösterreich“, übt Landesrat Gottfried Waldhäusl – zuständig für rechtliche Angelegenheiten von Gemeindeärzten – Kritik am Inhalt eines aktuellen Radiointerviews von Dr. Gerald Bachinger, Patientenanwalt für Niederösterreich.

„Im Ö1-Mittagsjournal vom Freitag, 6. März 2020, rund um die Zukunft der Primärversorgung in unserem Land verstieg sich Bachinger in Äußerungen über die Gemeindeärzte, die man so nicht stehen lassen kann“, ärgert sich Waldhäusl. Beispielsweise thematisierte Bachinger die Vorteile der Spitalsambulanzen: „… die Öffnungszeiten seien besser und umfangreicher, die Versorgung im Sinne eines One Stop-Shops sowieso besser und auch die fachliche Qualität…“ Damit nicht genug: Seiner Meinung nach gibt es „… eine grottenschlechte Versorgung im niedergelassenen Bereich…“

„Die Qualität der niederösterreichischen Hausärzte kann sich sehen lassen. Sie sind die Vertrauenspersonen der Niederösterreicher in ihrer Heimatregion, sehr häufig über viele Jahre bzw. ihr ganzes Leben lang der erste Ansprechpartner bei allen denkbaren Wehwehchen und Krankheiten“, stellt sich Waldhäusl hinter die Mediziner. „Es kann und darf nicht sein, dass sich ein Patientenanwalt auf ein derartiges Niveau herablässt und eine ganze Berufsgruppe schlechtredet. Eine öffentliche Entschuldigung ist wohl das mindeste!“

NÖ Ärzte erwarten sich Entschuldigung vom Patientenanwalt

Bachinger hat sich mit seinen Aussagen über die Ärzteschaft selbst disqualifiziert.

Die unqualifizierte Aussage von Patientenanwalt Dr. Bachinger im Mittagsjournal, dass die chronische Versorgung in den Ordinationen grottenschlecht sei, sorgte für große Verärgerung innerhalb der Ärzteschaft. Dr. Christoph Reisner, MSc, Präsident der Ärztekammer für NÖ, weist die Unterstellungen von Bachinger scharf zurück: „Bachinger versucht seit Jahren, die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte in den Ordinationen schlecht zu machen, so auch zuletzt. Wie so oft bringt er keine konstruktive Kritik vor, sondern verallgemeinert, pauschalisiert und redet das System der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte schlecht. Diese Aussagen weisen wir klar zurück! Sie sind absolut entbehrlich, destruktiv und schaden Ärzten ebenso wie Patienten.“

Ein Beispiel: Diabetes zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. „Alleine in Niederösterreich beteiligen sich flächendeckend in allen Bezirken Ärztinnen und Ärzte in ihren Ordinationen am sehr erfolgreichen Projekt Therapie aktiv. Warum der Patientenanwalt Therapie aktiv offensichtlich noch immer nicht kennt, wissen wir nicht. Sonst hätte er jedenfalls diese unqualifizierten Aussagen nicht getätigt“, ergänzt Dr. Dietmar Baumgartner, Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte.

Der niederösterreichische Patientenanwalt hat mit seiner Aussage den Bogen dieses Mal eindeutig überspannt. Gerade in Zeiten, die für die niedergelassene Ärzteschaft eine große Herausforderung darstellen, arbeiten Ärztinnen und Ärzte tagtäglich in ihren Ordinationen teilweise bis an ihre persönliche Leistungsgrenze und darüber hinaus, um für ihre Patientinnen und Patienten da zu sein.

Patientenanwalt sollte seine Aufgaben kennen

Laut der Website der Patientenanwaltschaft ist es die Aufgabe des Patientenanwaltes, sich um Einzelfälle von Patientinnen und Patienten zu kümmern und nicht pauschale und unqualifizierte Kritik zu äußern. „Dr. Bachinger sollte dies wissen und sich um seine Aufgaben kümmern“, stellt Baumgartner klar. „Er merkt dabei nicht einmal, dass er mit seinen Aussagen den Patienten schadet, die nicht zuletzt deshalb so großes Vertrauen zu ihren Hausärzten haben, weil sie von diesen bestens versorgt werden. Aufgrund der diskreditierenden Aussagen sind einige Ärzte jedoch so verärgert, dass sie den freiwilligen Bereitschaftsdienst ab sofort nicht mehr durchführen wollen. Die unversorgten Patienten am Wochenende hat nun der Patientenanwalt auf dem Gewissen.“

Wenn Bachinger die Qualität seiner Arbeit heben möchte, gäbe es genügend Potential. Reisner: „Er wäre gut beraten, keine Sachverständigen in seiner Organisation zuzulassen, die Gutachten und Stellungnahmen von minderer Qualität erstellen und damit zum Schaden der hilfesuchenden Patienten agieren. Um diese Qualitätsmängel innerhalb seiner Patientenanwaltschaft sollte sich Bachinger endlich kümmern.“

Geschlossen mahnen Reisner und Baumgartner zur Vernunft und fordern, dass der Patientenanwalt seine unqualifizierte Aussage zurücknimmt. Die NÖ Ärzteschaft erwartet sich eine Entschuldigung für diese Entgleisung!

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