Es hätte alles so schön sein können. Die SPD-Mannschaft hatte sich aus Brüssel eine Gallionsfigur kommen lassen, geschnitzt in der EU-Kommission.
Sie wurde an das Flaggschiff der Partei montiert und das Schiff in „soziale Gerechtigkeit“ umgetauft. Die Segel blähten sich, das Parteischiff gewann an Fahrt die SPD-Mannen berauschten sich an sich selbst.
Nach den desaströsen Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen flaute der Wind ab, die Segel hingen Kraft-los und das Flaggschiff dümpelte wieder in trüben Parteigewässern wie vor der Schulz-Hype – alles für die Katz.
Tja, hätte man sich von der Bundeskanzlerin inspirieren lassen. Sie fordert von der deutschen Wirtschaft, sich in Richtung Industrie 4.0 fortzuentwickeln. Dies predigt sie gebetsmühlenartig vor jedem wichtigen Wirtschaftsforum.
Maßanzug war gestern, es muss jetzt ein Maßanzug 4.0 sein, alles andere hat keine Zukunft. Und was wäre nun ein Martin Schulz 4.0? Ein Hoffnungsträger auf Autopilot.
Nicht ein Schulz, der „Soli nur noch für Großverdiener“ fordert und meint, diese Variation von sozialer Gerechtigkeit bringt’s.
Nein, ein Martin Schulz 4.0 verarbeitet in Echtzeit die augenblicklichen Trends und korrigiert umgehend den Kurs des SPD-Flaggschiffs. Niemand muss ihm gut zureden, ihn erst von etwas überzeugen. Ein Martin Schulz 4.0 atmet am Puls der Zeit und korrigiert sich automatisch. Das muss man ihm nicht erst sagen, er tut es einfach, etwa so wie bei einem Kühlschrank 4.0, der mit dem Internet verbunden ist und fehlende Lebensmittel automatisch nachordert.
Die Ethikkommission des Bundesverkehrsministeriums hat empfohlen, dass zukünftige Autos 4.0 sich nur dann selbst steuern dürfte, wenn das der Sicherheit diene. Und wenn es selbststeuernd sei, hafte der Autofahrer nicht mehr.
Oh, oh, jetzt werde ich zum Bedenkenträger: Haftungsausschluss für Martin Schulz 4.0?! Mein Umkehrschluss: Lieber einen Schulz ohne 4.0, der für seine Fehlentscheidungen einstehen muss – Ist Angela Merkel etwa schon 4.0, ohne das wir es wissen?
Ach nein, dann würde sie nicht so viel über Industrie 4.0 reden.