Die 10 häufigsten Stolpersteine beim privaten Autohandel

Fahrzeughandel
Auch gewerbliche Autohändler betreiben private Fahrzeugverkäufe und umgehen damit gesetzliche Auflagen | Foto: PeterS

Sie verkaufen oder suchen einen Gebrauchtwagen? Für Private gibt es dazu etliche kostenfreie Anzeigenportale, aber kaum jemand kapiert deren Funktionsweise – warum eigentlich?

Es ist eigentlich sehr einfach, zum Beispiel auf der willhaben Fahrzeugbörse sein zukünftiges Ex-Vehikel loszuwerden:
Titel, Beschreibung, Eckdaten, Bilder und die Kontaktangaben rein. Dazu könnte man auch die Ausstattung in einer großen Liste anklicken, muss die Merkmale nicht extra in den Text schreiben.

Die 10 häufigsten Fehler privater Autoverkäufer

  1. Bitte keine Mails! Nur Anrufe!” kommt sehr oft vor. Doch: Keine Telefonnummer(*), kein Whats-App Kontakt, nichts. Der Anbieter wartet ewig + 3 Tage auf Angebote, statt seine Anzeige einmal von der anderen Seite her zu betrachten.
    Das passiert klarerweise auch, wenn man keine oder ein nicht korrekte Mailadresse angibt!
  2. Anbieter liest keine Nachrichten oder hebt nicht ab: Auch wenn der Verkäufer keine Art der Kontaktaufnahme ausschließt, kann es vorkommen, dass der wochenlang nicht ins Mail schaut oder nie abhebt.
  3. Nur Export oder Händler!” ist bei immer mehr Angeboten zu lesen. Also werden private, inländische Interessenten ausgeschlossen.  Selbst als Bastler muss man um eine Audienz beim Verkäufer betteln.
    Das hat seine Gründe, auf die wir unten eingehen …
  4. Vergessene Angebote: Manchmal vergessen Verkäufer darauf, das bereits verkaufte Fahrzeug in der Anzeige als verkauft zu kennzeichnen oder die Anzeige zu deaktivieren, löschen. Erst wenn man jenen schreibt, werden die Anzeigen wortlos gelöscht.
  5. Ewige Reserve: Manche Verkäufer kennzeichnen ihre Anzeigen als “reserviert” und lassen den Status in alle Ewigkeit so. Selbst wenn der mögliche Käufer wieder zurückgezogen hat – das “Reserviert” bleibt stehen und schreckt weitere Interessenten ab.
  6. Verhaute Bilder: Bilder sind sehr wichtig, doch oft gibt es keine, oder grade mal eins. Wenn doch, dann mehrere, hochkantige, verwackelte, am Kopf stehende oder seitlich umgekippte Handyfotos. Das Auto sieht dann eher nach einem Totalschaden aus.
    Aber: Auch zu gute, gar bearbeitete Bilder können bei der Besichtigung eine Enttäuschung hervorrufen, wenn Rostlöcher in der Größe eines Fußballs mit Photoshop “repariert” wurden …
  7. Anzeige aufgegeben und ab in den Urlaub: Manche senden die Anzeige ab und sind ab dann für Wochen außer Landes. Bis dahin können sich, je nachdem wie attraktiv das Angebot ist, hunderte Nachrichten türmen.
  8. Mondpreise: Das könnte in der Hitparade weiter oben stehen. Sicher, viele orientieren sich an den anderen, doch so mancher Rosthaufen mit Motorschaden steht um zu viele Euros drin.
  9. Fixpreis” sollte man nicht gleich schreiben, es schreckt potenzielle Käufer ab, wenn sie nicht ein bissl Handeln dürfen.
    Diese Formulierung sollte man aber dann anwenden, wenn die stets unterbietenden Angebote zu nerven beginnen. Dann kann man einen Mindestbetrag fixieren.
  10. Regelmäßige Preisreduktion: Zeitweise kann man die Uhr danach stellen, wann ein Angebot wieder billiger wird. Je länger ein Karre online ist, desto eher kommt der Tag, wo ein neuer Preis dort steht. Das kann man als Interessent ausnutzen. Wobei man aber riskiert, dass es einem jemand unter der Maus wegkauft.

*) Manchmal spinnt auch die Technik des Portals oder bremst absichtlich:

  • Da passt alles, man schreibt eine Nachricht und www.willhaben.at meint: “Ein Fehler ist aufgetreten – Die Anzeige ist nicht mehr verfügbar“. Ist sie aber!
  • Völlig grundlos warnt www.willhaben.at während dem Austausch von Nachrichten vor der Angabe von Kontaktdaten und löscht diese ohne Angabe von Gründen!
  • Manchmal werden diese Angaben auch aus aufgegebenen Anzeigen entfernt, am ehesten aus dem Textfeld für die allgemeinen Bemerkungen.

Das schreibt www.willhaben.at beim Verfassen privater Anzeigen dazu:

Zum Schutz vor Phishingwellen blenden wir aktuell Telefonnummern in allen privaten Motor-Anzeigen aus. Bitte nutze die sicheren Chat-Nachrichten auf willhaben.

Daher müssen sich private Autoverkäufer immer etwas einfallen lassen, damit Interessenten an die Telefonnummer kommen.
Das kann man versuchen:

  • Telefonnummer auf einen Zettel schreiben, scannen oder abfotografieren und als Bild zu den anderen dazu hochladen
  • Oder die Nummer in Worten ausdrücken
  • Oder kreativ verschandeln. Z.B.: 0_664/12-345 …

Diese Taktiken müssen auch während des Chatten’s der möglichen Vertragspartner angewandt werden, weil, wie gesagt auch währenddessen Daten gelöscht werden.

Fahrzeughandel privat gewerblich
Rarität! Gut erhaltener Youngtimer, mit Pickerl, noch angemeldet – was soll da schon schiefgehen? (Obacht, der ist eine Ausnahme, gell!) | Foto: PeterS

Was heißt “Nur an Export oder Händler”?

Die privaten und die gewerblichen Gründe für diese Einschränkung sind vielfältig.
Jedenfalls haben wir 10 private und gewerbliche Verkäufer befragt und 15 verschiedene Ansichten erhalten.

Private fürchten inländische Kunden mit nachträglichen Forderungen

So meinte ein privater Verkäufer auf Anfrage, warum er auf Export besteht:

Da ist dann das Auto ohne Kopfschmerzen verkauft die nehmen es so wie es ist und melden sich nie wieder. Hier im Inland hatte ich schon Verkäufe, wo die mich nach einer Woche wegen einer kaputten Lampe im Scheinwerfer angerufen haben und das Auto zurückgeben wollten …

Unser Rechtsberater meinte dazu:

Beim privaten Handel ist jegliche Art von Garantie, Gewährleistung, Mängelbehebung, Rücknahme, Preisminderung, quasi jede nachträgliche Pflicht des Verkäufers ausgeschlossen.” Man kann dies als Verkäufer bei der Anzeige notieren, muss es aber nicht.

Nachdem das Fahrzeug, möglichst so wie beschrieben übergeben wurde und der volle Kaufpreis entgegengenommen wurde, hat der Verkäufer in der Sache keine Pflichten mehr und der Käufer keine der erwähnten Konsumentenrechte mehr.

Das Problem mit der symbolischen Gewährleistung bei Händlern

Bei solchen Portalen sind natürlich auch gewerbliche Händler, welche gebrauchte Fahrzeuge anbieten. Für Händler gelten andere Bestimmungen. So muss man eben “Gewährleistung” geben, es ist ein Pflichtfeld, welches Aufmerksamkeit erzeugt, weil es schon in der Übersichtsliste auftaucht.

Aber Obacht in diesen Portalen, denn: Bei vielen der dort geparkten Gebrauchten vom Händler ist das nur ein leeres Versprechen!

Dies ist einfach dadurch möglich, weil die behaupten: “Der wird im Kundenauftrag, in Kommission verkauft“.

Gut möglich, nur oft auch bloß ein Trick, um auch andere Pflichten des gewerblichen Händlers zu umgehen“, meint unser Rechtsberater.

Die widersprüchlichen Antworten der Händler

Wir haben einige Händler näher zum Thema Export befragt und dabei kamen überraschende Unterschiede zutage.

Einer steirischer Händler meinte gar:

Wenn wir Fahrzeuge als Export kennzeichnen, heißt das, dass der in Österreich mit einer behördlichen Sperre belegt ist und somit keine Anmeldung möglich ist. Aber als Bastlerauto kann ihn jeder kaufen …

Der nächste Händler im gleichen Bundesland dementierte dies und meinte:

Wenn du für eins unserer Autos mit Vermerk ‘Export’ ein Pickerl bekommst, kannst ihn auch anmelden. So ein Sperre gibt es nicht!

Aber eines steht fest:

Echte Schnäppchen sind in Minuten weg!

Angenommen, ich suche ein Auto, wieder am Beispiel der willhaben.at Fahrzeugbörse.
Dazu richte ich mir einen sogenannten Suchagenten ein, lege also die Eigenschaften fest, die mein nächstes Fahrzeug haben sollte:

  • Bevorzugte Marke und Modelle
  • Preisspanne
  • Erstzulassung … usw.

Dieses Suchprofil kann man noch viel weit…