Der 8. Juli 1997
… war schon angebrochen, als ich nach ca. 3 Stunden Irrfahrt um 01:00 Früh endlich zu Hause war. Heilfroh, bei Frau und Hund zu sein, erschöpft von der Arbeit und der stressigen Heimfahrt, aber glücklich. Jetzt ist alles überstanden … dachte ich …
Sicherheitshalber schaute ich noch ans andere Grundstücksende, da wo der Furtherbach vorbei rauschte. Normalerweise keine 20 cm tief war er diese Nacht sicher ein paar Meter tief, aber noch nicht über die Ufer getreten. Nun, was soll schon passieren? Da ist ja diese potthässliche Betonwanne, von Experten auch zum Schutz vor Überflutungen erdacht, war noch lange nicht voll.
Die Stunde Null
… brach nur 60 Minuten später an: Da weckte mich meine Frau: “Da rauscht es so komisch!” … “Hä?, was wo wie? – Was soll denn rauschen? Schlaf weiter!” Doch es wurde lauter, ich stand auf – und zugleich im ca. 20 cm tiefen Wasser – im Schlafzimmer!
Ab der Schrecksekunde gab es nur noch schnelles Handeln, als erstes Handscheinwerfer packen und den FI-Schalter umlegen – denn was wenn das Wasser die neue Strominstallation erreicht und man ist mittendrin? Ich realisierte erst später, das dies unnötig war, meine Installation war wasserdicht! Ansonsten hätte es schon vorher gefunkt.
Jede Minute stieg das Wasser, es kam ua. unter den Außentüren durch, rauschte wie ein Bach durch die Zimmer, die ersten Sachen schwammen an uns vorbei, etwa die Hundepolster und … DER HUND! Wo ist Dino?! Aber unser großer tapferer Schäfer-Bernhardiner war eh schon dicht bei uns. Man beschützt sich ja gegenseitig (Immerhin: Dino konnte Menschen aus reißenden Bächen retten, das haben wir ihm mal aus Spaß beigebracht)
Dann wagte ich die Tür zu öffnen, müssen ja raus aus dem Haus! Und da traf mich der Schlag:
Der gesamte Innenhof war ein dunkler See, über einen Meter tief wie ich gleich mit dem ersten Schritt feststellen musste.
Heute weiß man: Aha, wieder ein Hochwasser – doch damals war das neu, ich realisierte erst Minuten später was passiert ist, wo diese Unmengen dreckiger Fluten herkommen. Dazu die Dunkelheit, peitschender Regen wie aus Badewannen und soweit die geringe Sicht reichte – Wasser.
Irgendwann hörten wir die sorgenvollen Rufe unseres damaligen Nachbarn, Herrn Dr. Wudy, welcher sich als erster und einziger nach unseren Befinden erkundigte.
Ohne irgendwas mit zu nehmen wateten wir dann raus, Dino schwamm neben uns, auch instinktiv in die Richtung der viel höher gelegenen Einfahrt. Gottseidank liegt das Elternhaus höher, hier erwischte es den Keller und so läuteten wir meine Eltern raus. Dort war man erst mal in Sicherheit, von dort aus sahen wir wie die Fluten unser kleines Haus verschlangen …
Der Morgen danach
… offenbarte erst das wahre Ausmaß!
ALLES war kaputt, unsere Wohnräume standen EINEN Meter unter Wasser, was schwimmen konnte dümpelte drinnen und draußen herum, alles andere kam erst Tage später zum Vorschein. Doch die ruhige “Wasser”-Oberfläche trügte, in Wahrheit war das ganze Seitental ein reißender Strom – was sich auch im Haus fortsetzte.
Doch ich konnte nicht anders, ich musste mit Beginn der Dämmerung in die Fluten tauchen und das wichtigste zu retten versuchen! So verbrachte ich sicher 10 Stunden in der kalten Drecksbrühe, 1000x stieß man gegen etwas, etliche Male erwischte einen ein Kasten, ein Balken oder sonst was.
Das gab blaue Flecken, Blutergüsse und Wunden – aber leider auch rheumatische Folgeschäden, welche den Bewegungsapparat betrafen.
Vieles konnten wir retten, meine Frau putzte in wochenlanger Arbeit die Echtholzmöbel (die gibt es heute noch!), und 1000 weitere Sachen. Doch 90 % unserer Einrichtung, Hausrat war kaputt. Natürlich half man auch beim Keller ausräumen im großen Haus, auch da die gesamten Holz u. Kohlevorräte im Matsch, Werkzeuge, Waschmaschine hinüber, usw.
Die meisten elektrischen Sachen waren komplett kaputt, je komplizierter, desto schwerer zu trocknen und ggf. zu reparieren. Einen Videorecorder schloss ich nachher vorsichtig an und er spielte sogar noch ein bisschen – doch dann BUMM, aus, Game Over.
Ganz anders unser PC: Extra angeschafft für die Tätigkeit bei der NÖN, ein damals ziemlich hochwertiger Rechner – ging völlig unter, er lag mind. 12 Stunden im Wasser. Doch nach dem ausleeren und mit Fön, Bürsten, Lappen trocken wischen – lief der Kasten noch Jahre weiter!
Auf der letzten Seite geht´s um Hilfeleistungen und Danksagungen