Wer in Zeiten der Corona-Krise und Massenarbeitslosigkeit neue Klimasteuern fordert, handelt fernab der Realität – wir lehnen neue Steuern ab.
Das kürzlich vorgestellte und derzeit zur Unterstützung aufliegende Klimavolksbegehren wird von der FPÖ abgelehnt. Der freiheitliche Umweltsprecher NAbg. Walter Rauch dazu: „Umwelt- und Klimaschutz ist wichtig. Nicht aber, wenn der Hausverstand völlig über Bord geworfen wird. Die Forderungen der Initiatoren sind teilweise absurd, da man sämtliche Grundwerte und Gesetze dem Klimaschutz unterordnen möchte. Dies ist schlicht realitätsfremd und ein demokratiepolitisches Himmelfahrtskommando.“
„Die Tatsache, dass eine Pflicht zum Klimaschutz in der Verfassung verankert werden soll, bezeugt, dass künftig jedes Vorhaben dem Klimaschutz untergeordnet werden muss. Die Demokratie bleibt dabei nur in Spurenelementen erhalten. Insgesamt klingen diese Vorhaben weniger nach Klimaschutz als nach einer ‚Klimadiktatur‘. Diesem Weg werden wir uns mit Sicherheit nicht anschließen“, kritisierte der FPÖ-Umweltsprecher und weiter: „Wenn ein ominöser ‚Klimadienst‘ oder ein ‚Klimarechnungshof‘ entscheiden, ob ein Gesetz beschlossen werden darf oder nicht, ist das eine Aushöhlung der Demokratie.“
„Die Forderungen nach Klimasteuern bedürfen eigentlich keines weiteren Kommentars. Wer in Zeiten der Corona-Krise und Massenarbeitslosigkeit neue Klimasteuern fordert, handelt fernab der Realität – wir lehnen neue Steuern ab. Einzig die Forderung nach einem vollständigen Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs ist begrüßenswert, aber auch fernab der Realität. Es gibt nämlich zahlreiche Regionen in Österreich, in denen ein voller Ausbau aufgrund der Topographie nicht vollends umzusetzen ist. Ein möglicherweise angedachter Öffi-Zwang ist zudem strikt abzulehnen“, betonte Rauch.
„Zusammenfassend kann klar gesagt werden, dass das Klimavolksbegehren nicht mit den freiheitlich, demokratischen Grundwerten vereinbar ist. Wir sind nicht bereit, alles dem Klimaschutz unterzuordnen, während die Menschen auf der Strecke bleiben. Klimaschutz ja, wir mahnen aber bei allen Vorhaben den Hausverstand ein“, bekräftigte Rauch.
Premiere in der Geschichte der Volksbegehren: Die großen Glaubensgemeinschaften rufen gemeinsam zum Unterschreiben auf.
Erstmals in der Geschichte stellen sich die höchsten Vertreter der großen Religionsgemeinschaften im Land geschlossen hinter ein Volksbegehren und seine Forderungen. In einem offenen Brief, dem sich auch 85 andere konfessionelle Organisationen angeschlossen haben, rufen sie zu einer mutigen Klimapolitik auf.
Kardinal Christoph Schönborn: “Wir haben die Welt ausgebeutet – es liegt an uns, den Trend umzukehren”
“In den vergangenen Jahrzehnten haben wir die Welt und ihre natürlichen Ressourcen über die Maßen ausgebeutet. Die Folgen sind weltweit schmerzlich spürbar. Es liegt an uns, diesen Trend umzukehren und uns für die Bewahrung der Schöpfung, mehr Klimagerechtigkeit, eine nachhaltige Wirtschaft einzusetzen”, betont Kardinal Christoph Schönborn OP, Römisch-katholische Kirche Österreich.
Das seien wir “Gott, unseren Mitmenschen und vor allem den nachkommenden Generationen schuldig”. Diese Sichtweise vertrete auch Papst Franziskus in seiner viel beachteten Enzyklika ‘Laudato si’. “Wenn jetzt das öffentliche Leben und die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen, gilt es, besonders sorgsam und verantwortungsvoll auf unsere Umwelt zu schauen. Daher unterstütze ich als Erzbischof von Wien das Klimavolksbegehren”, so Schönborn.
IGG-Präsident Ümit Vural: “Wir stehen in der Pflicht, das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen”
Unterstützung für das Klimavolksbegehren kommt auch aus der Islamischen Glaubensgemeinschaft. „An zahlreichen Stellen erinnern die islamischen Quellen uns daran, sich gegenüber der Schöpfung respektvoll zu verhalten. Ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur ist damit auch Ausdruck einer gesunden Gottesbeziehung”, sagt Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich. Die Folgen des Klimawandels beträfen vor allem die armen Regionen unserer Erde und nötigten immer mehr Menschen zur Flucht. “Wir stehen gemeinsam in der Pflicht, den bereits entstandenen Schaden abzuwenden und das ökologische Gleichgewicht für die uns folgenden Generationen wiederherzustellen”, mahnt Vural zur Verantwortung.
Bischof Andrej (Serbische Orthodoxe Kirche): “Klimaschutz kann nur gemeinsam gedacht werden”
Bischof Andrej, Serbische Orthodoxe Kirche Österreich, betont die notwendige Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften im Klimaschutz: „Angesichts der Komplexität unserer sozialen und ökologisch-spirituellen Wirklichkeit ist das Gebot einer ökumenischen Zusammenarbeit speziell auch in sozialethischen Belangen fühlbar geworden. Weil die Liebe zur Schöpfung und die Liebe zu Gott nie getrennt, sondern immer nur zusammen verwirklicht werden können, sind die Zukunftsvisionen unserer Kirchen und Religionsgemeinschaften dank ihres in der Basis verankerten geistlichen, sozial-karitativen und zivilgesellschaftlichen Werkes, auch im Bereich eines Klimavolksbegehren bedeutsam.”
ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab: “Wie wir jetzt handeln, entscheidet über das Leben zukünftiger Generationen auf der Erde”
Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, ruft ebenfalls zu klimaschützendem Verhalten auf: “Wenn wir genau hinschauen, dann erkennen wir einen Wandel in der Natur, der ganz wesentlich von Menschen mitbeeinflusst wird. Dieser Wandel bewirkt eine Entwicklung, die weder für die Natur selbst, noch für Menschen und Tiere gut ist. Leider wird diese unheilsame Entwicklung immer schneller und die Zeit drängt, wenn wir etwas dagegen tun wollen. Wir sind alle miteinander untrennbar verbunden und stehen in gegenseitiger Abhängigkeit, daher trägt auch jede und jeder Einzelne von uns Verantwortung. Es ist Zeit zum Handeln, das Klimavolksbegehren zu unterschreiben und damit und darüber hinaus Verantwortung für eine gute gemeinsame Zukunft zu übernehmen.”
IKG-Präsident Oskar Deutsch: “Schutz der Umwelt leitet sich aus der Tora und aus dem Hausverstand ab”
„Wie wir mit der Erde umgehen, ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen. Die vom Menschen verursachte Veränderung des Klimas kann nicht ignoriert werden. Der Schutz der Umwelt muss als Gebot für die gesamte Menschheit verstanden werden. Es leitet sich sowohl aus der Tora als auch aus dem Hausverstand ab”, sagt Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
Bischof Michael Chalupka (Evangelische Kirche A.B.): “Wir stehen in der Verantwortung, unser Handeln im Sinne der Klimagerechtigkeit zu gestalten”
Auch für Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. Österreich, ist Klimaschutz unmittelbar aus der Religion ableitbar: “Die Schöpfung ist, nach unserem Glaubensverständnis, dem Menschen anvertraut, um sie zu bebauen und zu bewahren. Schöpfung ist also nichts Abgeschlossenes, sondern schließt immer auch die Gestaltung der Zukunft mit ein. Diese darf aber nicht auf Kosten anderer Menschen, Tiere oder Pflanzen geschehen. Die Freiheit der Menschen Mitschöpfer zu sein, bedeutet auch immer eine Verantwortung der Schöpfung und dem Schöpfer gegenüber. Weil wir um diese Verantwortung wissen, ist es uns wichtig als Kirche nicht nur von der Bewahrung der Schöpfung zu sprechen, sondern unser Handeln so zu gestalten, dass es zur Klimagerechtigkeit beiträgt.”
Klimavolksbegehren-Sprecherin Katharina Rogenhofer: “Ein starker Ausdruck des Zusammenhalts – es ist Zeit, dass die Politik beim Klimaschutz mehr als nur Versprechen anzubieten hat!
Für Volksbegehrenssprecherin Katharina Rogenhofer ist der erstmalige gemeinsame Aufruf der Glaubensgemeinschaften zur Unterstützung des Klimavolksbegehrens “ein sehr starker Ausdruck dafür, dass die Forderung nach ernsthafter Klimapolitik aus dem Herzen der Gesellschaft kommt und tief in unserer gemeinsamen Kultur verwurzelt ist – über alle sozialen und religiösen Grenzen hinweg!” Dies sollten “auch die handelnden PolitikerInnen ernst nehmen und endlich von vereinzelten Versprechen in die Umsetzung kommen.”
Offener Brief: https://klimavolksbegehren.at/wp-content/uploads/2020/06/Offener-Brief_Klimavolksbegehren_Glaubensgemeinschaften.pdf
Quelle
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