Pulverfass Bildungsabbruch: Der AK-Bildungsmonitor 2018 zeigt eine der größten bildungspolitischen Baustellen auf.
Jährlich brechen in Oberösterreich rund 3.000 junge Menschen ihre berufliche oder schulische Ausbildung vorzeitig ab. Das hat weitreichende gesellschaftliche Folgen. Junge Bildungsabbrecher/-innen schaffen oft den Einstieg ins Berufsleben nicht, haben ein höheres Risiko, arbeitslos und sozial ausgegrenzt zu werden. Das zeigt der neue Bildungsmonitor 2018 der AK Oberösterreich.
„Dass jährlich tausende Jugendliche ohne Abschluss aus dem Bildungssystem fallen, birgt sozialen Sprengstoff. Wir müssen daher weitere innovative Wege für Jugendliche, die eine Ausbildung abgebrochen haben, eröffnen. Es braucht einerseits außerschulische Maßnahmen und andererseits bessere Um- und Wiedereinstiegsmöglichkeiten für frühe Bildungsabbrecher/-innen in den Schulen“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Jugendliche, die früh ihre Ausbildung abbrechen, haben ein erhöhtes Arbeitsmarktrisiko, tun sich häufig sehr schwer beim Berufseinstieg und schaffen es kaum, an gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben. Mit maximal Pflichtschulabschluss ist das Risiko, arbeitslos zu werden, im Durchschnitt rund viermal so hoch wie bei Fachkräften mit Lehrabschluss oder fast zehnmal so hoch wie bei Personen mit Hochschulabschluss.
Der frühzeitige Ausbildungsabbruch zeigt verschiedene Gesichter: Eines davon ist frühzeitige Abbruch bzw. erfolgloser Abschluss einer Lehre, der in Oberösterreich jährlich über 1.200 Jugendliche betrifft. Ohne Berücksichtigung überbetrieblicher Lehrausbildung sind das mehr als 16 Prozent aller Lehrlinge.
Etwa 1.000 der frühen Bildungsabbrecher/-innen verlassen die Schule unmittelbar nach Erfüllung der Schulpflicht. Der restliche Anteil umfasst Schulabbrüche ab der zehnten Schulstufe. Ein beträchtlicher Anteil junger Menschen wechselt zudem in eine andere Ausbildung, z.B. von einer HAK in eine HAS oder in eine Lehre. Im Durchschnitt – d.h. quer über alle Ausbildungen – beträgt die Umstiegsquote ca. 29 Prozent. Bei höheren Ausbildungen sind Aus- und Umstiegsrate deutlich niedriger als in Fachschulen und Lehre.
Rund 18 Prozent der 20- bis 24-jährigen Bevölkerung in Oberösterreich haben maximal Pflichtschulabschluss. Rechnet man jene heraus, die noch bzw. wieder in Ausbildung stehen, sind es immer noch 14,3 Prozent. Knapp die Hälfte von ihnen ist weder beschäftigt noch in AMS-Schulung oder Ausbildung. „Angesichts dieser Zahlen müssten bei allen Politikerinnen und Politikern die Alarmglocken läuten. Da haben wir dringenden Handlungsbedarf“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Neben arbeitsmarktpolitischen „Reparaturen“ sind vor allem bildungspolitische Maßnahmen unverzichtbar. Bereits der AK-Bildungsmonitor 2016 hat zahlreiche Lösungsansätze zur Drop-Out-Vorbeugung aufgezählt: Die Elementarbildung muss ausgebaut werden. „Wir brauchen eine maßgeschneiderte schulische Individualförderung im Rahmen einer gemeinsamen Schule für alle 6- bis 15-Jährigen anstelle der verfrühten Selektion nach der Volksschule“, sagt Kalliauer. Von besonderer Bedeutung ist eine Mittelzuweisung an die Schulen, der die besonderen sozialen Herausforderungen an den Standorten berücksichtigt.
„Auch die Anerkennungsverfahren für in der Praxis bereits informell erworbene Kompetenzen müssen ausgebaut und bundesweit vereinheitlicht werden. Das Ziel muss der Berufsabschluss sein “, sagt AK-Präsident Kalliauer und nennt die maßgeblich von der AK Oberösterreich initiierte Maßnahme „Du kannst was!“ als Musterbeispiel.
Quelle
Link zum Originalartikel, bzw. zur Quelle des hier zitierten, adaptierten bzw. referenzierten Artikels (Keine Haftung bez. § 17 ECG)