Anhand der Biografie eines Franz Klammer wird wieder einmal mehr klar, wie tief der Ursprung einer Persönlichkeit in dessen Kindheit liegt.
Aber erwächst alleine aufgrund der Abwesenheit moderner Helikoptereltern aus jedem Kind ein Superstar? Wahrscheinlich nicht, aber die Freiheit der 50-er bis 80-er Jahre trug schon viel dazu bei, dass robuste, selbständige Menschen heranwuchsen.
Vom Bergbauernjungen zum Superstar: Alles Gute, Franz Klammer!
Es ist wie Balsam auf der Seele, wenn der heute angeblich 70-jährige (man kann’s nicht glauben, gell) Skikaiser der Nation auf den ersten Teil eines bewegten Lebens zurückblickt. Wenn er mit seinem immer noch jungenhaften, sympathischen Lächeln von damals erzählt, weiß man: Das war so, das ist so!
Franz Klammer: “Wir sind als Kinder in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus gegangen und irgendwann spätabends wieder heim.” Da wurde nicht wie heutzutage beaufsichtigt, kontrolliert und alles geregelt. Keine Eltern kutschierten die Kleinen 200 Meter mit dem Wagen zur Schule und standen zu Schulschluss wieder vor deren Tor.
Ich beziehe mich da auf ein Interview, welches Franz Klammer anlässlich all der TV-Ehrungen gab, welche dieser Tage so im ORF laufen.
Leider hatte ich noch nicht die Ehre, diesem Mann direkt zu interviewen. Aber eine sehr frühe Klammer Biografie, ein Buch, dass es scheinbar nirgend mehr gibt, ist immer noch in mir verankert und hinterließ ein Gefühl, als ob man sich echt kennen würde.
Im Kärnten der 50-er Jahre stapften sicher viele Bergbauernkinder Kilometerweit durch den Tiefschnee und mussten sich auch sonst gegen alles Mögliche behaupten. Und nicht nur dort und nicht nur in diesen Zeiten.
Das ging so lange, bis irgendeine Generation der späten 80-er oder 90-er Jahre zu Helikoptereltern mutierte und eine Lawine lostrat. Aber kein Schneebrett, sondern ein Brett vor dem Kopf.
Der Autor dieses Beitrags stammt auch aus solchen freien Zeiten, zwar ein bissl später, aber auch noch in den 70-er Jahren schmiss man uns frühmorgens aus den Federn und wir hatschten zur Schule. Kein 6-Zylinder Vehikel mit Eskorte und Leibwache, der uns bis zur Schwelle brachte.
Das Heute: Durchgestylt und Organisiert – mit Eskorte, Keimfreiheit und Polizeischutz
Wer sich heute traut, einmal vor einer Schule den Betrieb zu beobachten (man könnte ja wegen sonst was angezeigt werden, gell), der wird feststellen, dass pünktlich zu den Stoßzeiten ganze Kolonnen besorgter Eltern-Kutschen eintrudeln. Meist ein/eine Er/Sie/Es der woke Generation: Supergrün, Supertolerant, Super(ein)Gebildet, welche eben von einer Klimakleber-Demo kommt, parkt ihre fossilen SUV’s mit laufenden Motoren, damit das aus Zucker bestehende Kind ohne Zeitverlust nach Hause gekarrt werden kann.
Oder: Heutzutage braucht scheinbar jede externe Turnstunde Polizeischutz! Tatsache! Mehrmals zufällig dazugekommen, wie die Fußwege zwischen Schule und 300 Meter entfernter Turnhalle und die Läufe der Kinder mittels polizeilicher Absperrungen gesichert wurden! Ein bissl Sicherheit ist ja okay, aber das ist einfach nur …
Jedenfalls werden diese Kids eines Tages ihre Nachkommen noch mehr in Watte packen und bis zum Erbrechnen verhätscheln. Dann muss in jedem Haus absolute Keimfreiheit herrschen, was mittels kontaktloser Seifenspender und einer Menge Verboten einfach zu erreichen ist.
Dann wird alles minutiös geplant: Vom ersten Furz in die Windeln bis zur Matura und den Geldern für Auto, Wohnung, Haus, Karriere …
Wie man ein Talent zerstört, bevor es erblüht
Eine passende und doch andere, aber wahre Geschichte aus den 80-er Jahren zeigt aber, dass zu viel Vernachlässigung und zu wenig Verständnis für die Jugend auch kontraproduktiv ist.
Es war einmal … ein sportlich sehr aktiver Junge, ein Ausnahmetalent auf der Skipiste. Schon mit 10 bretterte er deutlich älteren Sportlern davon und das mit einer alten, maroden “Ausrüstung”. Denn Geld war keines da, auch keine elterliche Unterstützung dafür.
Während andere mit den stets aktuellen Skiern, Skianzug, Schuhen usw. versorgt wurden, von Rennen zu Rennen transportiert und angefeuert wurden, war für ihn keiner da.
Keiner? Naja, ein, ein paar Jahre älterer, aber völlig unsportlicher Typ aus der Nachbarschaft erkannte das Talent und man legte alle Ressourcen zusammen. Da wurde im Keller repariert und gewachst, da wurde heimlich (*) Kondition und Technik trainiert uvam. Die Transporte zu den Rennen absolvierte das Duo mit einem Kleinmotorrad, denn Autofahren durfte noch keiner.
So rauschten die beiden, also der Star und sein “Betreuer” von Erfolg zu Erfolg. Man hatte Spaß an der Freude und genoss die Freiheit, wie sie junge Leute damals hatten oder haben sollten.
Doch nichts währt ewig und daher wurde aus dem Talent kein Star des Sports.
*) Heimlich? Ja, das Problem w…