Ärzte – Dramatische Mängel in Schmerzmedizin

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Dramatische Mängel in der Schmerzmedizin – 2

Festgelegte Behandlungspfade und Ausbau abgestufter Angebote sollen die Versorgung verbessern und Kosten senken

Auf der Versorgungsebene der Schmerzambulanzen wurden in den vergangenen Jahren in Österreich mehr als zehn Ambulanzen geschlossen, meist aus Personalmangel. Österreichweit gibt es noch 48 Schmerzambulanzen, von denen nur ein kleiner Teil täglich geöffnet hat, berichtet die ÖSG-Präsidentin: „Die Folge sind monatelange Wartezeiten der Patienten auf einen Ersttermin. In nahezu allen Ambulanzen fehlen die entsprechenden Strukturen, wie es der ‚State of the art‘ Therapie entsprechen würde, um interdisziplinär und multimodal behandeln zu können.“

Und Spezielle interdisziplinären Schmerzzentren, die dritte Versorgungsebene, gibt es in Österreich – mit der Ausnahme von Klagenfurt – kaum.

Im stationären Bereich sind vor allem Patienten mit Schmerzen nach operativen Eingriffen und Verletzungen schmerzmedizinisch zu versorgen. Dr. Grögl: „Leider gibt es in den wenigsten Krankenhäusern einen Akutschmerzdienst.“

Prof. Herbert: Schmerzmedizinischer Nachholbedarf gegenüber Deutschland

Dass es auch anders geht, berichtet Univ.-Prof. Dr. Michael Herbert (Vorstand der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Graz), Vorstandsmitglied der ÖSG. In Deutschland sei Schmerzmedizin seit 2012 Pflichtfach im Medizinstudium, seit 2016 Prüfungsgegenstand beim Staatsexamen. „Die flächendeckende Versorgung von Schmerzpatienten ist in Deutschland durch eine ständig steigende Zahl von Schmerzambulanzen, Schmerzzentren und Schmerzkliniken gewährleistet“, so Herbert. „Chronische Schmerzen sind als eigenständige Krankheitsbilder kodiert und Leistungen können abgerechnet werden. Es ist unverständlich, dass sich in Österreich auf dem Gebiet der Versorgungsstrukturen so wenig bewegt.“

Festgelegte Behandlungspfade und abgestufte Angebote erforderlich

Erforderlich seien festgelegte Behandlungspfade und vielschichtige, auf die jeweilige Schmerzproblematik abgestufte Angebote, so die ÖSG-Präsidentin: „In der allgemeinmedizinischen Praxis müssen die schmerztherapeutischen Zusatzqualifikationen weiter intensiviert werden, Schmerzambulanzen und stationäre Schmerzdienste in den Krankenhäusern müssen ausgebaut werden. An der Spitze dieser Pyramide sollte es in jedem Bundesland zumindest ein Zentrum mit einem mitmultimodalen Setting für die wirklich schwersten Fälle geben.“

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