Ärzte schlagen Alarm: Dramatische Mängel

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Dramatische Mängel in der Schmerzmedizin – 1

Festgelegte Behandlungspfade und Ausbau abgestufter Angebote sollen die Versorgung verbessern und Kosten senken.

Von den bis zu 1,8 Millionen Menschen in Österreich mit chronischen oder chronisch wiederkehrenden Schmerzen sind 350.000 bis 400.000 von der Schmerzkrankheit betroffen, bei ihnen hat sich der Schmerz als eigenständiges Krankheitsbild verselbstständigt. „Der Akutschmerz, der chronische Schmerz und die Schmerzkrankheit brauchen modere Behandlungsstrategien, und da hinkt Österreich noch immer nach“, sagt ÖÄK-Präsident Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres bei einem Pressegespräch anlässlich des 26. Kongresses der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG), der unter dem Motto „Schmerzmedizin trifft Alternsmedizin“ in Linz (24.-26. Mai) stattfinden wird. „2030 werden rund eine Million Menschen in Österreich über 75 Jahre alt sein. Das Altern bringt oftmals Krankheit, Leid und Schmerzen mit sich, der Schmerzmedizin wird also eine zunehmend wichtige Rolle zukommen. Das österreichische Gesundheitssystem muss sich auf diese Entwicklung einstellen und die schmerzmedizinische Versorgung deutlich aufwerten.“

Prof. Likar: Moderne, multimodale Schmerztherapie muss zum Versorgungsstandard werden

„Daher muss eine moderne, multimodale Schmerztherapie auch bei uns zum Versorgungsstandard werden. Von einer flächendeckenden, leitliniengerechten Versorgung aller Schmerzpatienten ist Österreich allerdings noch meilenweit entfernt“, sagt Prim. Univ.-Prof. Rudolf Likar, Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Schmerztherapie und Palliativmedizin am Klinikum Klagenfurt. Die multimodale Schmerzbehandlung müsse alle körperlichen, psychischen und psychosozialen Faktoren identifizieren und bei der Behandlung berücksichtigen, so der ÖSG-Generalsekretär. „Wie unsere Auswertungen zeigen, gelingt das auch – und zwar deutlich effektiver als mit jeder einzelnen der bei uns kombinierten Therapieverfahren allein.“

Investitionen in diesem Bereich würden sich lohnen. Denn nicht die Optimierung der schmerzmedizinischen Versorgung kommt teuer, ins Gewicht fallen die Folgekosten einer unzureichenden Behandlung. Allein die jährlichen Kosten für Erkrankungen des Muskel- und Bewegungsapparates betragen in Österreich mehr als 5,5 Milliarden Euro und jene für Krankenstandstage bei chronischen Rückenschmerzen etwa 400 Millionen. „Die direkten Kosten infolge einer Schmerz-Chronifizierung schlagen mit 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro zu Buche, und die indirekten Kosten bekommen wir in den Sozialsystemen präsentiert, weil etwa die Hälfte der Patienten mit chronischen Rückenschmerzen frühzeitig in Pension geht“, so Likar.

ÖSG-Präsidentin Grögl: Status Quo auf allen Versorgungsebenen mangelhaft

Der Status Quo sei auf allen schmerzmedizinischen Versorgungsebenen mangelhaft, kritisiert ÖSG-Präsidentin OÄ Dr. Gabriele Grögl (KA Rudolfstiftung, Wien): Vielen Ärzten in der Primärversorgung sei es aus Zeitgründen nicht möglich, schmerzmedizinische Zusatzausbildungen zu absolvieren, eine schmerzmedizinische universitäre Basisausbildung gäbe es nicht. „Es fehlt an Netzwerken und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Allgemeinmedizinern, Fachärzten und nichtärztlichen Berufsgruppen mit der Konsequenz von oft wochenlangen Wartezeiten für die Patienten nach Überweisung zu Spezialisten“, so Grögl. „Schmerzmedizinische Leistungen scheinen kaum in den Honorarkatalogen auf und können daher nicht abgerechnet werden

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