SPÖ: Türkis-grünes Chaos und mangelhafte Vorbereitung gefährden sicheren Schulstart

Kinder
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Seit Wochen warnt die SPÖ die türkis-grüne Bundesregierung vehement davor, den Sommer in Sachen Corona-Vorbereitung schon wieder zu verschlafen. „Die jüngsten Aussagen von Mückstein und Faßmanns mangelhafte Vorbereitung der Schulen auf den Herbst sind ein Alarmsignal. Während die Corona-Infektionen kontinuierlich steigen, taumelt die Regierung planlos in den Herbst“, sagt SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch heute, Dienstag. Er fordert die Regierung auf, „angesichts der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante, die Sommerferien zu beenden und endlich wieder in den Arbeitsmodus zu wechseln“. Denn: „Die Schulen öffnen in zweieinhalb Wochen ihre Tore. Und noch immer warten die Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen auf eine zentrale Verordnung aus dem Bildungsministerium für einen geregelten Schulalltag“, kritisiert Deutsch. „Nur auf Basis von Pressekonferenzen können sich Schulen unmöglich auf einen sicheren Schulstart vorbereiten“, so Deutsch, der sich fragt, was Mückstein und Faßmann den ganzen Sommer über getan haben. Für den SPÖ-Bundesgeschäftsführer ist klar: „Es muss endlich alles für sichere Schulen getan werden. Der türkis-grüne Chancen- und Bildungsraub durch Schul-Lockdowns darf sich im Herbst nicht wiederholen!

Dass sich das „Management by Chaos“ der Bundesregierung nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie nahtlos fortsetzt, bezeichnet Deutsch als „inakzeptabel“. „Mir kommt vor, die grüne Hand weiß nicht was die türkise tut – und umgekehrt“, sagt Deutsch über die offensichtlich fehlende Kommunikation, die Pannen in der Planung und die häufigen Schuldzuweisungen in der Regierung. Während etwa der Gesundheitsminister im Fernsehinterview beginnt „darüber nachzudenken, wie wir zu einem sicheren Herbst kommen“, lässt der Bildungsminister die Schulen warten, indem er wichtige Verordnungen, wie jene zur Präsenzpflicht, erst kurz vor Schulstart veröffentlicht. „So kann es nicht weitergehen, meine Herren!“, sagt Deutsch.

„Die Kinder und Jugendlichen brauchen offene Schulen, um zu lernen, ihre Freund*innen zu treffen und sich austauschen zu können“, so Deutsch. „Die Regierung muss endlich ihr Corona-Chaos beenden und für Planungssicherheit an Schulen sorgen!“

Nicht umsonst haben bereits tausende Eltern ihre Kinder von der Schule abgemeldet. Angst vor Chaos und noch mehr Trauma für die Kinder und Überforderung der Eltern.

Die WKÖ sieht es in einer Aussendung anders.

Planbarkeit für Schüler und Eltern sicherstellen – Berufsschulen: Präsenzunterricht gewährleisten

„In Hinblick auf Bildungskontinuität ab dem neuen Schuljahr begrüßt die Wirtschaft das vom Bildungsministerium vorgestellte Maßnahmenpaket mit den Instrumenten Testungen, Prävention sowie – bei Bedarf- Anschaffung von Luftfiltergeräten und Maskeneinsatz. Wichtig ist, dass es damit bereits vor Beginn des Schuljahres klare, verlässliche Regelungen für den Schulbetrieb ab Herbst gibt und damit eine Beibehaltung des Präsenzunterrichts. Dass nun auch Impfbusse die Schulen ansteuern werden, ist in Hinblick auf eine Steigerung der Durchimpfung gerade in dieser vulnerablen Gruppe ein gutes Signal,“ sagt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich

Die Schule ist wichtig für die Strukturierung des Lernens und die Sozialisierung der Kinder und Jugendlichen. Umso wichtiger ist, dass es mit dem neuen Schuljahr zu keinen weiteren corona-bedingten Unterbrechungen im Bildungswesen kommt. Schüler und Auszubildende benötigen eine verlässliche Perspektive genauso wie Eltern und deren Arbeitgeber. Denn gerade jetzt werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt“, so Kühnel, die auf österreichweit einheitliche Mindeststandards und damit gemeinsame Spielregeln verweist, die für den Herbst gelten müssen.

Was den Berufsschulbereich betrifft, bestehe die besondere Herausforderung darin, die Verbindung zwischen Lernen und der Anwendung im Betrieb sicherzustellen. Kühnel: „Wichtig für die Entwicklung der Fachkräfte der Zukunft und damit in weiterer Folge für den Wirtschaftsstandort Österreich sind die Lehrberufe. Der Berufsschulbesuch ist ein zentraler Bestandteil der Ausbildung und nur im Präsenzunterricht kann auf die verschiedensten praktischen Herausforderungen des Berufsalltags eingegangen werden. Hierfür ist auch die Öffnung der Internate, auf die viele Lehrlinge angewiesen sind, unumgänglich.

„Fachkräfte, genauso wie Lehrlinge sind ein wichtiger Teil der Recovery-Strategie. Mehr denn je brauchen wir jetzt junge Menschen mit der richtigen Vorbereitung, egal ob in der Schule oder in der Lehre. Was für die Lehrlinge zählt, gilt auch für Unternehmen. Unternehmer brauchen Planbarkeit beim Mitarbeitereinsatz und bei der Ausbildung ihrer Mitarbeiter. Ein erfolgreicher Re-Start der Wirtschaft ist nur möglich, wenn UnternehmerInnen und ihre MitarbeiterInnen sich dieser Aufgabe auch voll und ganz widmen können“, so die stv. Generalsekretärin der WKÖ abschließend.

Industrie begrüßt Pläne für sicheren Schulbetrieb im Herbst.

IV-Vize-GS Koren: Sicherheitsphase positiv – Impfangebote und Quarantäneregelungen erfolgskritisch – Bildungsdefizite abfedern – Kindergärten mitnehmen

„Die für den Herbst und insbesondere für den Schulbeginn präsentierten Maßnahmen sind eine wichtige Grundlage für einen schulischen Vollbetrieb mit Hausverstand“, so Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), anlässlich der heutigen Aussagen von Bundesminister Heinz Faßmann. Dass mit dem vorgestellten Modell pauschale Schulschließungen vermieden werden sollen, sei eine wichtige Perspektive für alle Beteiligten und aus IV-Sicht positiv.

Bestmöglichen Bildungsbetrieb in Pandemiezeiten sicherstellen

Die niederschwelligen Impfangebote für sämtliche am Schulbetrieb beteiligten Personen, systematische Tests sowie das neue Frühwarnsystem durch Abwasseranalysen seien dabei besonders zu begrüßen. Erfolgsentscheidend seien aber vor allem Vorgaben zum Umgang mit Quarantäneregelungen und verlässliches Contact Tracing, denn „eine Quarantänewelle wie in Großbritannien müssen wir mit allen Mitteln vermeiden. Sollte das nicht gelingen, kann von geregeltem Bildungsbetrieb keine Rede mehr sein“, so Koren, der daher ein bundesweit geregeltes Vorgehen für Schulen fordert.

Negative Langzeitfolgen vermeiden, individuelle Lösungen ermöglichen.

Auch die vergangene Woche angekündigten Zusatzmittel für Förderstunden sieht der IV-Vize-Generalsekretär sehr positiv: „Unser zentrales Anliegen war und ist weiterhin, dass qualitätsvolle Übergänge und Abschlüsse ermöglicht und Bildungsabbrüche vermieden werden.“ Allerdings müsse man sich zur Bewältigung der entstandenen Bildungsdefizite intensiv mit dem individuellen Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen: „Es braucht wahrscheinlich auch maßgeschneiderte Pläne und Maßnahmen für jedes Kind, keine Verteilung der Ressourcen nach dem Gießkannenprinzip.“

Berücksichtigung elementarer Bildungseinrichtungen ist Gebot der Stunde

Beunruhigt zeigt sich Koren von der Lage in Kindergärten nach eineinhalb Jahren Pandemie und warnt – bedingt durch die österreichischen Zuständigkeitsstrukturen – vor einer weiteren Verschärfung. Der Vize-Generalsekretär stellt daher abschließend klar: „Elementare Bildungseinrichtungen brauchen mehr denn je Planungssicherheit. Vor allem im Hinblick auf gehäufte Erkältungssymptome im Herbst sind ein bundesweit einheitliches Vorgehen sowie transparente und rechtzeitige Kommunikation ein Gebot der Stunde.“

SPÖ-Vorderwinkler: „Faßmann-Pläne bestenfalls ‚Genügend‘, um Schullockdowns zu verhindern“

Sicherheitskonzept beinhaltet zwar teilweise gute Ansätze, bleibt streckenweise aber zu halbherzig – Bildungspolitisch wird scheinbar so getan, als hätte es Corona nie gegeben

SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler bewertet die heute, Mittwoch, präsentierten Pläne des ÖVP-Bildungsministers zum Schulstart differenziert. Einerseits gibt es gute – teilweise aus SPÖ-Vorschlägen – resultierende Ansätze, sie würden aber regelmäßig in unzureichender Konsequenz verfolgt werden. „Die vom Bildungsminister Faßmann präsentierten Pläne sind bestenfalls ‚Genügend‘. Schullockdowns zu verhindern muss das oberste Ziel sein, das muss aber auch mit aller Kraft verfolgt werden!“, führt Vorderwinkler aus. Die hier an den Tag gelegte Widersprüchlichkeit versteht die SPÖ-Bildungssprecherin nicht. „Einerseits erklärt der Minister, dass das oberste Ziel von allen, vom Kanzler abwärts bis zu ihm selbst – zurecht – sei, Schullockdowns zu verhindern, andererseits bleibt man dann bei jeder einzelnen Maßnahme nur halbherzig!“, so Vorderwinkler. Diese Halbherzigkeit ziehe sich von den nicht flächendeckenden PCR-Testungen, über ein „Frühwarnsystem“ ohne klare Parameter, das erst anschlagen kann, wenn das Virus schon in der Schule ist und immer noch nicht angeschafften Luftfilteranlagen, die scheinbar auch nie wirklich ernstgemeint angeschafft werden sollen, bis hin zum nicht durchgeführten niederschwelligen Impfangeboten für 12-15-Jährige noch vor Schulbeginn, durch. Vorderwinkler: „Ich kann das nicht begreifen. Es stünden ganze Ferraris für unsere Kinder zur Verfügung, wir könnten sie uns leisten, kaufen aber immer nur einen Reifen und hoffen, dass dieser dennoch ins Ziel rollt.“

So wirklich klar sei jetzt immer noch nicht, wie sich das nächste Schuljahr darstellen werde. Ab welchem Wert, an welcher Schule, welche Maßnahmen gesetzt werden, blieb ebenso offen wie die Frage, ob Genesene nach der ersten Sicherheitsphase weiterhin getestet werden müssen. „Es erinnert einiges ans Ampelchaos des Vorjahres. Nach zwei Schuljahren des Unterrichts im Ausnahmezustand brauchen Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und Lehrerinnen und Lehrer dringend Klarheit und Planungssicherheit. Sie haben sich diese nach einer Zeit, in der sie zu oft am Samstag aus einer Pressekonferenz erfahren haben, wie es am Montag weitergehen soll, wirklich verdient“, so Vorderwinkler.

Bildungspolitisch ließ der Bildungsminister außerdem wieder völlig aus: „Faßmann glaubt scheinbar, man kann jetzt einfach so weitermachen, als hätte es Corona nie gegeben. Kein einziges Wort hat er über ein pädagogisches Konzept verloren, das den letzten eineinhalb Jahren des Ausnahmezustands Rechnung tragen würde“, so Vorderwinkler. Die SPÖ habe hier Vorschläge auf den Tisch gelegt, wonach durch Aussetzen des Lehrplans im nächsten Semester alle Kinder dort abzuholen wären, wo sie nach eineinhalb Jahren Corona stehen, um gemeinsam aufzuholen. Darüber hinaus müsse ein flächendeckender Förderunterricht und ein Bildungsscheck für Nachhilfe für jedes Kind, das Nachhilfe braucht bereitgestellt werden.

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