Vor über 50 Jahren begann eine Schriftstellerin eine Kinderbuchserie zu schreiben, welche damals als TV-Serie, und 2013 als Kinofilm erschien. Das Thema ist aber immer aktuell: Eine starke Freundschaft überwindet Vorurteile und hilft den beiden Titelhelden durch gefährliche Zeiten.
Bestien werden nicht geboren, sondern gemacht
Sommer 1943: Die Bewohner des idyllischen Bergdorfs in den französischen Alpen sind in heller Aufregung, denn eine riesige Bestie soll ihr Unwesen treiben und wildern. Der kleine Waisenjunge Sebastian (Félix Bossuet) und der alte César (Tchéky Karyo), bei dem er lebt, erfahren auch davon.
Sebastian entdeckt eines Tages das gefürchtete Tier – eine große, zottelige Hündin – und sieht es mit anderen Augen. Langsam und behutsam nähern sich die beiden aneinander an, der kleine Einzelgänger und sein tierischer Freund werden schnell zu Vertrauten, die nichts mehr trennen kann.
Sebastian und die Hündin streifen schon bald gemeinsam durch die Berge und der Junge baut ihm in einer abgelegenen Hütte ein Versteck. Nach einem echt notwendigen Bad in einem kleinen Bergsee hat sich die schmutzige, graue Hündin in ein majestätisch schönes, schneeweißes Tier verwandelt. Sebastian nennt sie begeistert „Belle“, die Schöne.
Die wahren Abenteuer beginnen erst
Das Versteckspiel der beiden vor der aufgebrachten Dorfgemeinschaft ist dabei aber nur der Anfang eines großen Abenteuers, dem sich die ungleichen Gefährten gemeinsam stellen müssen.
Denn die Deutschen verdächtigen die Dorfbewohner, als Fluchthelfer zu dienen. Denn die Schweizer Grenze ist nah und die vom nationalsozialistischen Regime verfolgten wollen über die Berge – dem einzigen, aber gefährlichen Fluchtweg.
Dabei können nur Ortskundige helfen – doch ausgerechnet der beste dieser Scouts, der Arzt Guillaume (Dimitri Storoge) verletzt sich und am Weihnachtsabend überstürzen sich die Ereignisse, die Flüchtlinge können nicht mehr über die Grenze.
Und die Deutschen schwärmen bereits aus.
Da wachsen Belle und Sebastian über sich hinaus …
Vom Buch zur Serie bis zum Kinofilm
In den 60er Jahren fing Cécile Aubry (1928-2010) an, erfolgreiche Kinderbücher zu schreiben. Zwischen 1965 und 1972 erscheinen insgesamt sechs Bücher aus der „Belle und Sebastian“-Reihe. Als Autorin und Regisseurin verfilmte sie die Bücher zu der Zeit fürs Fernsehen, die Hauptrolle spielte ihr Sohn Mehdi El Glaoui. Den wir auch im Spielfilm aus 2013 als “André” wieder begegnen.
Natürlich ist die Rolle des Sebastian neu angelegt, der zur Drehzeit 7-jährige Félix Bossuet wurde aus 2400 Bewerbern ausgewählt.
Regisseur Nicolas Vanier: “Ich habe Félix dann gegen Alle und Alles durchgesetzt. Ob sie bereits gedreht
hatten oder nicht, war mir egal. Ich mochte die Persönlichkeit von Félix, der ein intelligenter und mutiger Junge ist. Er kann sich aber auch verschließen wie eine Auster, wenn man sich nicht die Zeit nimmt, von ihm akzeptiert zu werden. Er besitzt etwas Verwirrendes und Seltsames. Ich erkannte darin jedoch eine Feinheit, die nur ihm gehört. ”
Der Schauspieler Mehdi und seine Zeitreise in die Kindheit
Aus dem längeren Vorwort aus dem Bildband “Belle et Sébastien”, nehme ich nur einen besonders berührenden Absatz heraus – den, wo der Sebastian aus der 60-er Jahre Serie seinen jüngeren Ich begegnet.
Mehdi: “Ich treffe auf Félix, der neue Sebastian, der mir meine Rolle geklaut hat! Ähnelt er dem Jungen, der ich einst war? Zweifellos…Und er hat dabei so etwas Modernes, dass an die Helden in den Mangas erinnert. Aber all das hat keine Bedeutung. Félix hat diesen eisernen Blick, diese Kraft der Leute, die in den Bergen leben …
Ich werde jetzt meine Szene mit dem Jungen spielen und habe Lampenfieber. Ich habe das Gefühl in einen Spiegel zu blicken, in dem das Spiegelbild vergessen hätte, zu altern …”