Gewerbe sucht weiterhin Fachkräfte?

Die KMU Forschung Austria ist Mitglied von Austrian Cooperative Research (ACR), der Interessenvertretung der Kooperativen Forschung in Österreich. Die Experten haben nun eine Liste der meist gefragten Berufe 2015 veröffentlicht.

Also jener Berufe, wo am meisten Chance für einen Job besteht.

Anteil der Unternehmen mit Fachkräftebedarf 2015, in Prozent | ©: KMU Forschung Austria
Anteil der Unternehmen mit Fachkräftebedarf 2015, in Prozent | ©: KMU Forschung Austria

Laut Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria sind derzeit 26% der zum Gewerbe und Handwerk zählenden Unternehmen trotz allgemein gedämpfter Nachfrage sehr gut ausgelastet und leiden unter Fachkräftemangel. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften dürfte aktuell bei mindestens 14.000 liegen, schätzt Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria und Aufsichtsrat von Austrian Cooperative Research.

Hat er Zukunft als Gärtner? <a href="http://pixabay.com/users/PublicDomainPictures/">PublicDomainPictures</a> / Pixabay
Hat er Zukunft als Gärtner? PublicDomainPictures / Pixabay

Und das, obwohl der mit etwa 720.000 Beschäftigten größte Arbeitgeber Österreichs auch der mit Abstand wichtigste Ausbildungssektor ist:

Per 31.12.2014 wurden in 17.891 Gewerbe- und Handwerksbetrieben 49.183 Lehrlinge ausgebildet. Das Gewerbe und Handwerk stellt damit 56% aller Ausbildungsbetriebe und 43% aller Lehrplätze. Das derzeitige Lehrlingsangebot reicht aber offensichtlich nicht aus, den Fachkräftebedarf zu decken. Die Absolvierung einer Lehrausbildung bietet enorme Karrierechancen bis zur Selbstständigkeit als Unternehmerin bzw. Unternehmer in unglaublich vielen zukunftsträchtigen Berufsfeldern, ist Bornett überzeugt.

Zu den Branchen mit überdurchschnittlich hohem Fachkräftebedarf zählen z. B. Dachdecker, Spengler, Elektrotechniker, Gärtner, Steinmetze, Tischler, Installateure, Friseure, Bodenleger, Hafner, Bäcker und Fleischer. Nach Bundesländern haben Vorarlberg, Salzburg, Tirol und Kärnten den höchsten Fachkräftebedarf.

 

Heiße Magister, heiße Doktor gar…

Beim Lesen der Ergebnisse der titel-dekorierten Experten (Dr. Mag. Prof. Univ. Doz; usw.) kommt mir unweigerlich ein Abschnitt aus dem Faust Monolog von Johann Wolfgang von Goethe in den Sinn:

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh’ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr’
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, daß wir nichts wissen können!

(mehr davon zb. hier)

Denn warum sieht man dann in den großen Industriebetrieben all die Tischler, Steinmetze, Installateure, usw. welche oft jahrzehntelang nicht mehr in ihren erlernten Berufen arbeiten? Deren Antworten haben sich immer gleich angehört: “Mein Arbeitgeber musste zusperren, … oder … keinen Arbeitsplatz mehr gefunden … oder … schlechte Bezahlung, … oder … war selbständiger Möbelbauer und die Steuern, Abgaben und Vorschriften haben mich erdrückt! … ” usw.

So mutet es seltsam an wenn die Herrn Doktoren, Magister und Professoren genau diese, seit jeher am absteigenden Ast befindlichen Berufe als besonders Chancenreich einstufen…

Und welche Meinung haben unsere Leser? Kann das stimmen oder leben die Experten hinter dem Mond?