Ob Otto Normalsurfer oder Webworker: jeder braucht einen Browser. Ohne das Fenster ins WWW ist Windows, wie Linux oder Apple zumindest auf einem Auge blind.
Nun ist Googles Chrome 80 draußen und damit sollten die AdBlocker ihrer Basis beraubt sein. Für Werbetreibende vielleicht ein Glück, für die Ritter gegen Online-Werbung ein Fluch …
Erfahrene Webdesigner erinnern sich vielleicht noch an die “Browserkriege“. Wer damals in diese schöne Berufung einstieg, tat dies mit einer Feuertaufe. Aus der Asche der beiden Konflikte erhob sich ein Browser namens “Firefox” und demontierte den damaligen Platzhirschen von Microsoft.
Das schien sogar Google zu imponieren und man wollte die Nr. 1 in den, im Firefox eingebauten Suchmaschinen sein. Damit finanzierte Google fast 80 % der Mozilla Einnahmen. Bis auf eine Pause zwischen 2015 und 2019 ist dies wieder so.
Freiheit oder Kommerz im Internet?
Während dieser Nachdenkpause stieg Chrome, der damals rund 10 Jahre junge Google-Browser immer mehr in der Gunst der Anwender. Beide Hersteller verfestigten in der Zeit ihre extrem divergierenden Ansichten von der Freiheit oder Kommerz im Internet.
- Während Mozilla die Gratismentalität und Meinungs-Freiheit propagierte, aber den Firefox wöchentlich fetter machte und ungefragt nützliche Funktionen einfach entfernte – blieb Chrome schlank, flexibel und schnell.
- Andererseits ist und war Googles Richtung klar: Auch wenn es Unmengen von Gratistools des Giganten gibt: Ziel ist eben die Vermehrung der Währung.
Ende 2017 brachte Firefox 57, den “Quantum” heraus. Ja, er war schneller. Dafür mussten tausende Erweiterungen weg, was auch Nutzer kostete.
Dann nahm Mozilla leider seine Tradition wieder auf, der “FF” wurde wieder fetter, lahmer und instabiler. Dazu jede Menge Fehler, wie das Drama um die HTTPS Websites, die FF 65 blockierte.
Ab dem Tag musste ich zu Chrome wechseln, denn wie sonst die eigene SSL-Website bearbeiten? Und es ist nun mein Standardbrowser geblieben.
Und so dümpelt Firefox heute unter 5 % weltweiter Nutzung dahin – Chrome bei ~ 65 %!
(s. Statistik am Ende der Seite)
Das Ende der Adblocker?
Nun kündigte Google 2019 eine Entwicklung an, welche die überlegene Marktmacht des Chrome ein wenig gefährden könnte.
Ab Version 80 sollte es bekanntlich den allseits beliebten Adblockern (Werbeblocker) an den Kragen gehen. Seit der Nachricht bekunden viele Chrome Nutzer, sich wieder den Firefox als Standard zu holen!
„Was wollte der Film noch aussagen?“ … „Keine Ahnung, Schatz, aber da war grade dieser Halali Jäger-Aufstrich im Fernseher! Will haben!“
ABER: Wenn die gleichen Menschen einen Werbebanner auf einer Website erblicken, laufen sie zum Weihwasserkessel namens AdBlocker.
Ich bin nicht traurig, wenn diese Zensurmaschinen nicht mehr so rigoros in den Betrieb einer Website eingreifen. Und wenn Google es tatsächlich schafft, nervige Werbemonster zu blocken, dafür anderen Anbietern wieder die Chance zur Finanzierung zu geben – warum nicht?
Den meisten Webseiten Besuchern passt es nicht, wenn Anbieter ihre Inhalte hinter Bezahlschranken verstecken und es passt auch nicht sich mit Werbebanner zu finanzieren. Ebenso verurteilen die selbsternannten Richter des Webs auch die sog. Sponsored Posts, da sie “bezahlte Meinungsmache” strikt ablehnen.
Naiv wäre aber, es nicht zu sehen, dass Google damit natürlich sein eigenes Werbenetzwerk wieder stärken will …
Totgesagte leben länger …
Nun zeigt Chrome 80 noch immer die allseits beliebten AdBlocker an und verschluckt jede offensichtliche Werbung. Warum?
Die Antwort findet man wie so oft bei HEISE, diesmal in einem Foren-Post, der besagt, dass zwar bereits die umstrittene “declarativeNetRequest API” eingebaut ist, aber auch noch die alte Technik, auf der die AdBlocker aufbauen, sei noch nicht entfernt. Das könnte sich aber schon mit Version 81 ändern …
Google hat noch viel vor, das mir als die vernünftigere Richtung erscheint: Unsichere Downloads und aufdringliche Videos blocken, die lästigen Benachrichtigungen eindämmen usw.