Als mich am Abend des 1.Aprils 2016 ein Anrufer mit der Meldung konfrontierte das “… am Weissenbacher Kirchenplatz alle Bäume gefällt werden!” dachte ich an einen Aprilscherz. Wäre ja nicht der erste des Tages gewesen: Klamm-Pumpstation, Scherzfilter bei T-Mobile, IKEA´s Wahlurnen.
Doch, tatsächlich, um 06:00 Uhr früh des 2.Aprils 2016 rückten die Holzfäller an. Als das Dröhnen der Motorsägen am lautesten war kamen auch die meisten Schaulustigen vorbei und man erfuhr die verschiedensten Ansichten dazu.
“Endlich ist da mehr Licht” jubelte einer;
“So groß schaut der Platz jetzt aus!” meinte ein Anrainer;
“Das wird ein schöner neuer Mittelpunkt des Ortes“, freut sich ein anderer.
Während man den Geruch von Harz und Schnittholz wahrnimmt, denkt man zurück an diesen Ort, an dem man als Kind im Schatten dieser einst mächtigen Bäume spielte, wo diese bei diverse Feierlichkeiten die Foto-Kulisse bildeten. So wird man ihn nie wieder sehen dürfen, denn was Jahrhunderte wuchs, war in Stunden weg.
Trauerfahne am Dach
Also: auch Trauer mischte sich dazu: “Man hätte diese schönen, altehrwürdigen Baumriesen nicht fällen müssen, die hätten noch lange gehalten“, so ein pens. Statiker. Ein Ausdruck dieser Trauer war als Tafel mit der Aufschrift: “Wir trauern um die Bäume am Kirchenplatz” zu sehen, samt schwarzer Fahne aus einer Dachluke. Wobei “die Farbe nicht wirklich was mit der dafür verantwortlichen Partei zu tun hat”
Wie auch immer, so sah man den Platz noch nie, alles voller Männer in Schnittschutzanzügen, Traktoren fuhren durch ein Meer an Ästen. Es wurde gesägt, zerkleinert, entastet, verladen, usw. Der Kirchenplatz war in wenigen Stunden kahl geschlagen. Der letzte Baum fiel um genau 12:22 der Kettensäge zum Opfer.
Schließlich begannen die Reinigungsarbeiten, die Kehrmaschine rückte aus und die Kirchenuhr schlug 12:30.
Die Kirche ist nun etwas allein, keine hölzernen Begleiter mehr da, welche sie durch die Jahrzehnte hindurch flankierten. Aber man pflanzt ja neue Bäumchen und diese sollen sich harmonisch in die neue Platzgestaltung einfügen.
Die Hintergründe dazu, also wie es zur Aufhebung eines alten Beschlusses kam und wie man sich den Platz zukünftig vorstellt – darüber berichten wir ein andermal. Jetzt muss man mal den kahlen Platz in seiner eigentlichen Heimatgemeinde verdauen…